Nicht genug

Sebastian Bähr über die Übergabe von vier IS-Waisen an deutsche Behörden

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Die nordsyrische Selbstverwaltung hat am Montag vier Waisenkinder von getöteten IS-Anhängern deutschen Behörden übergeben. Hat die Bundesregierung Lob für diesen Schritt verdient? Nicht wirklich. Bisher hatte Deutschland sich um das heikle Thema herumlaviert. Obwohl Dutzende deutsche IS-Kämpfer und deren Angehörige in nordsyrischen Lagern festsitzen, erklärte man, handlungsunfähig zu sein. Die schwache Begründung: Man habe keine konsularische Vertretung in Syrien. Der wahre Grund: Die Bundesregierung will die Türkei nicht verärgern, in dem sie Kontakte mit den syrischen Kurden unterhält. Zweitens will sie die Dschihadisten nicht zurückholen, weil von ihnen eine unberechenbare Gefahr ausgehen könnte. Ein Gerichtsurteil zwang sie letztlich, die Waisenkinder zu übernehmen.

Die Selbstverwaltung in Nordsyrien leidet derweil unter den Belastungen der festgesetzten ausländischen Islamisten. Mehr als 12 000 Menschen sollen es nach der Niederlage des selbst ernannten Kalifats sein. Es braucht nicht viel, um sich eine Situation vorzustellen, in der Dutzenden von ihnen die Flucht gelingen könnte. Neuer Terror wäre die Folge. Die IS-Kinder radikalisieren sich bereits jetzt in den Lagern. Wenn die Bundesregierung der verheerten Region helfen wollte, sollte sie Haltung zeigen. Sie trägt politische und rechtlichte Verantwortung für die Dschihadisten aus Deutschland.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -