- Kommentare
- Regierungskrise in Italien
Hass unterm Deckmantel
Wolfgang Hübner über das Ende der Rechtsregierung in Italien
Italiens Ministerpräsident Conte hat die Notbremse gezogen - nicht anders kann man seinen Rücktritt nennen, mit dem der Politiker mit dem Mandat der Fünf-Sterne-Bewegung auf die unverhohlenen Machtgelüste der rechtsradikalen Lega reagierte. Damit endet ein Experiment, das von vornherein unter keinem guten Stern stand - auch wenn die Protagonisten sich das schönfärberische Etikett »Regierung des Wandels« aufklebten.
Hemmungslos setzt der nationalistische Lega-Chef Salvini auf die Karte der Fremdenfeindlichkeit und predigt nach dem Muster von Donald Trump »Prima l’Italia!« - Italien zuerst. Er drückte dieser Regierung den Stempel auf und drängte sie immer weiter nach rechts; keine allzu schwierige Sache bei einem Koalitionspartner, der wie die Fünf Sterne vor allem heterogene Protest-, aber keine Programmpartei ist.
Die Erkenntnis aus diesem 15-monatigen Zwischenspiel: Wer mit Rechten paktiert, wird von ihnen getrieben. Sie lassen sich nicht durch Pragmatismus entzaubern, weil sie sich in ihrer ideologischen Borniertheit sachlichen Argumenten verschließen. Stattdessen benutzen sie Regierungsämter, um ihren Hasstiraden den Deckmantel des Amtlichen umzuhängen. Allen, die in Deutschland darüber nachdenken, demnächst vielleicht mit der AfD zu koalieren, sollten die Vorgänge in Italien als heilsames Lehrstück dienen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.