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Die Sklaverei ist nicht tot
Philip Malzahn über das Schicksal von 40 Millionen
Während meiner Kindheit in den Vereinigten Arabischen Emiraten hatten meine Eltern eine Haushaltshilfe. So leben viele in den Golfstaaten: Arbeit und Geld im Überfluss, deshalb leistet man sich jemand, der den Saustall aufräumt und den Kindern etwas zu essen macht, wenn sie aus der Privatschule kommen. Soweit nichts Besonderes.
Die Frau hieß Jaivy, war aus Sri Lanka und ich nicht halb so fies zu ihr wie zu meiner Mutter. Eines Tages tauchte ihre Schwester bei uns zu Hause auf. Sie war auch als Hausmädchen tätig - bei einer emiratischen Familie. Bei ihrer Ankunft hatte man ihr, entgegen allen Abmachungen, den Pass entzogen, sie nicht bezahlt und eingesperrt.
Sie ist daraufhin abgehauen und suchte Zuflucht bei ihrer Schwester. Jaivys Schwester musste sich lange versteckten - ihre »Besitzerin« war natürlich auf der wilden Suche nach »ihrem« Mädchen - bis die Scheichs einen sogenannten »Begnadigungstag« ausriefen. Nur an diesem Tag dürfen die Abertausenden Gastarbeiter, denen das Gleiche widerfahren ist, auch ohne Dokumente ausreisen.
1998 erklärte die UNESCO den 23. August zum Internationalen Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung. Doch laut einer UNO-Studie von 2016 leben weltweit noch an die 40 Millionen Menschen in Sklaverei. Und das keineswegs nur in armen, strukturschwachen Ländern.
Von den Golfemiraten kauft man Öl, treibt Handel und im besten Fall verdient man vor Ort noch Geld oder macht zumindest Urlaub. Die obige Geschichte spielte in einem Ort namens Al-Ain. Dort befand sich einer der letzten Sklavenmärkte auf der Welt. Offiziell wurde er in den 50er Jahren geschlossen. Die Strukturen aber existieren bis heute.
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