Zweischneidige Wahltaktik
Andreas Fritsche findet, die SPD hilft sich – und leider der AfD
Nun kommt es, wie es kommen musste. Aber weil es so lange auf sich warten ließ, kommt es am Ende irgendwie auch unerwartet. Die brandenburgische SPD stand bereits 2004 am Rand einer Niederlage. Die Sozialisten lagen damals vorn, aber die Sozialdemokraten konnten die Landtagswahl doch noch gewinnen. Jetzt war die SPD in den vergangenen Wochen hinter die AfD und hinter die CDU zurückgefallen. Nun hat sie die CDU wieder überholt und scheint auch an der AfD noch vorbeizuziehen. Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin.
Auch die Grünen erleben ein Déjà-vu. Sie hatten schon mehrmals in verschiedenen Bundesländern etwas zu früh vor Wahlen einen Höhenflug und stürzten noch ab. Sie wissen das und rechneten jetzt anfangs jederzeit damit. Sie bereiteten sich vor, mit einem Krisenmanagement einen wie auch immer verschuldeten Absturz abzumildern. Doch die Krise blieb lange aus. So kurz vor der Wahl hatten Beobachter nun nicht mehr damit gerechnet.
Doch wie heißt es: Hochmut kommt vor dem Fall. So groß war die Selbstsicherheit, das Vorgefühl des Erfolgs bei einigen grünen Politikern. Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher muss man von dieser Kritik fairerweise ausnehmen. Sie warnte die ganze Zeit und erst kürzlich wieder vor der AfD. Doch andere jubelten über das gute Ergebnis der Grünen bei der Kommunal- und Europawahl am 26. Mai, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wie bitter der Sieg der AfD sei.
Den Sozialdemokraten ist das aufgefallen. Sie schüttelten verständnislos den Kopf. Dann besetzten sie selbst das Thema, indem sie die AfD zu ihrem Hauptfeind erklärten, dessen Sieg verhindert werden müsse, weil er dem Image Brandenburgs schaden würde. Diese Taktik hilft jetzt offenbar der SPD. Sie schadet aber der AfD nicht. Denn wer diese Partei nur ankreuzt, um es denen da oben mal ordentlich zu zeigen, für den ist die Ansage der SPD ein Grund mehr, die AfD als ideale Protestpartei anzusehen.
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