Comedy in seriös

Thomas Blum über Jan Böhmermanns Hilfe für die SPD

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Gefühle beim Betrachten des würdelosen Treibens der SPD gleichen schon lange jenen, die man früher beim Sonntagsessen empfand, wenn man dabei zusehen musste, wie dem ungeliebten und immer dieselben reaktionäre Sprüche klopfenden Onkel Herbert der immer gleiche dicke Speichelfaden am Mundwinkel hing: Aus Wut wurde Verbitterung, bevor der Ekel folgte und schließlich das Mitleid. Heute wird die Partei, von deren Personal, einer Rotte von Sprechautomaten, so lange sinnlos das Wort »Gerechtigkeit« im Munde geführt wurde, bis es jeden Gehalt verloren hatte, zu Recht von den meisten nicht mehr ernst genommen. Weswegen die SPD heute als eine Art unfreiwillig täppische Comedytruppe gilt, die - bei freiem Eintritt - einen über Jahrzehnte währenden Sketch aufführt.

Was die Sozialdemokraten allerdings nicht daran zu hindern scheint, auf ihrem Weg zur Splitterpartei eisern weiterzumachen: Die eigene Armseligkeit tapfer leugnend, taumelt man stracks dem Abgrund entgegen. Auch der drollige Dauersketch geht weiter: Nahezu stündlich gibt es neue Bewerbungen für den Parteivorsitz, eine davon grotesker als die andere.

Wenn dann einer der im Sterben liegenden Partei Hilfe anbietet, wie der Fernsehmoderator Jan Böhmermann, der nun seine Kandidatur für den Vorsitz verkündete und der im Vergleich zu den peinlichen SPD-Tristesse-Figuren, die bisher kandidieren, geradezu einen Ausbund an Verlässlichkeit und Seriosität darstellt, reagiert die Partei wie gewohnt oberlehrerhaft und humorlos mit Zurechtweisungen und Phrasenproduktion. Böhmermann, so hieß es, solle doch bitteschön erst einmal in die SPD eintreten. Warum sollte er das? Damit auch er künftig ausgelacht wird?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -