Mal wieder eine humanitäre Krise

Sebastian Bähr über die sich zuspitzende Lage auf Lesbos

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

600 Flüchtlinge erreichten in den vergangenen Tagen die griechische Insel Lesbos. Seit dem EU-Türkei-Deal vom März 2016 kamen hier immer wieder Schutzsuchende an - jedoch seit Jahren nicht mehr so viele wie in dieser kurzen Zeit. Will der türkische Präsident Erdoğan mit lascheren Grenzkontrollen die EU unter Druck setzen? Ist der Rassismus in der Türkei gegenüber Flüchtlingen mittlerweile so groß, dass sich Tausende trotz strenger Kontrollen in Bewegung setzen? Es ist mühsam, über den Grund der zahlreicheren Überfahrten zu spekulieren. An ihnen zeigt sich dennoch das zunehmende Elend, das durch den Flüchtlingsdeal entstanden ist.

Im griechischen Lager Moria auf Lesbos sitzen 11 000 Menschen unter unwürdigen Bedingungen fest, ausgelegt ist das Camp für 3000. Beim Versuch, Europa zu erreichen, ertrinken Schutzsuchende immer wieder in der Ägais - oder werden von den Küstenwachen beider Länder zurückgedrängt. Die neue konservative Regierung Griechenlands setzt auf einen weiteren Ausbau der Grenzüberwachung und schnellere Abschiebungen.

Um eine humanitäre Krise zu verhindern, müssten die Geflüchteten nun auf das griechische Festland gebracht und dann europaweit fair verteilt werden. Der Flüchtlingsdeal gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Mit ihm wird auf dem Rücken der Schutzsuchenden Politik gemacht.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.