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Ein intransparenter Verein und fehlende Rechnungen bei Fridays for Future
Bei »Fridays for Future« gibt es Ärger um eine Vereinsgründung und zu viel Einfluss Einzelner
Aufmerksamkeit für neue politische Bewegungen oder Parteien ist gut, intern kann sie aber auch leicht zu Streit und Ärger führen. Einzelne Personen stehen in der Öffentlichkeit, werden schnell als Repräsentanten ihrer gesamte Gruppe wahrgenommen – und fühlen sich bald unersetzlich. In der Piratenpartei fanden Kritiker dafür den Begriff von der »Zeit- und Geldelite«.
Ähnliche Probleme tauchen jetzt bei »Fridays for Future« (FfF) auf. Die Bewegung jugendlicher Klimaschützer, die an jedem Freitag ihre Schulen bestreiken, ist nicht einmal ein Jahr alt und in dieser Zeit massiv gewachsen. Vertreter von FfF werden in Talkshows eingeladen, sollen bundespolitische Entscheidungen kommentieren. Jeder Verband, der nicht als komplett von vorgestern gelten will, lädt Leute aus der Bewegung ein. Und natürlich will dann niemand irgendeine Schülerin auf seiner Bühne sitzen haben, sondern es sollen die bekannten Gesichter sein. Und so sprechen meist Luisa Neubauer, Carla Reemtsma oder Jakob Blasel für FfF.
Daran entzündet sich auch die Kritik von Paul und Mike, die ihre richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. Beide sind seit Anfang des Jahres bei FfF dabei, organisieren viel in ihren Ortsgruppen und sind auch auf der bundesweiten Ebene aktiv. Sie stören sich an intransparenten Strukturen in der Bewegung und daran, dass diese kaum kritisiert würden. Ein Beispiel dafür sei die Gründung des Vereins »Organize Future« gewesen. Von dessen Gründung haben beide nur durch Zufall erfahren. Der Verein, der offizieller Veranstalter des Sommerkongresses in Dortmund war, sei in Telefonkonferenzen nur als »befreundeter Verein« bezeichnet worden. Ein Blick auf die Liste der Gründungsmitglieder zeigt allerdings: Es handelt sich überwiegend um bekannte Personen von FfF, unter ihnen auch Reemtsma und Blasel.
Blasel erklärte gegenüber »nd«, die Gründung des Vereins sei innerhalb der Arbeitsgruppe, die den Kongress vorbereitet hat, »immer kommuniziert« worden. Zu der AG gehören rund 100 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet. Bisher, so sagt der 19-Jährige, habe »niemand außer den Gründungsmitgliedern Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet«. Von einem »befreundeten Verein« sei gesprochen worden, »um deutlich zu machen, dass es sich nicht um einen FfF-Verein handelt«, so Blasel.
Ein offensichtlicher Widerspruch. Der Verein soll keine »Fridays for Future«-Organisation sein, doch seine Tätigkeit beschränkt sich bisher darauf, Spendengelder für einen Kongress der Bewegung einzusammeln und Rechnungen für sie zu bezahlen.
Für Paul und Mike ist das ein Unding, denn sie müssen darauf vertrauen, dass eine Struktur, die für die meisten FfF-Aktiven nicht kontrollierbar ist, ihre Arbeit gut und im Sinne der Bewegung macht. Finanzberichte des Kongresses liegen bislang nicht vor. Jakob Blasel begründet das mit noch fehlenden Rechnungen.
Der Sommerkongress bietet allerdings noch mehr Zündstoff. Paul erzählt von Problemen mit der Internetverbindung. Es habe nur einen kleinen Sender gegeben, der regelmäßig mit Guthaben eines Prepaid-Anbieters habe aufgeladen werden müssen. Das WLAN-Passwort habe nur Jakob Blasel gekannt und es nicht weitergegeben. Wenn Blasel ein Interview gegeben habe, dann sei sämtliche Organisationsarbeit zusammengebrochen, da vieles so strukturiert gewesen sei, dass nur er es habe machen können. Blasel selbst erklärt das Internetproblem mit eingeschränkten Kapazitäten. Deswegen sei letztlich dafür gesorgt worden, dass »nur die Menschen, die am Kongress arbeiten, Zugang zur Infrastruktur bekommen«.
Paul wünscht sich, dass über das, was auf dem Sommerkongress schiefgelaufen ist, offen gesprochen wird, bevor eine Wintertagung angegangen wird. Fehler müssten aufgearbeitet und über Strukturen müsse diskutiert werden. »Mir geht es nicht darum, irgendwelche Menschen von ihrer Arbeit abzuhalten, die sie freiwillig machen, ganz im Gegenteil. Aber so intransparent, wie das aktuell läuft, kann es nicht mehr weitergehen«, sagt Paul. Auch andere Aktive seien mit der Art, wie FfF »derzeit auf Bundesebene strukturiert ist, unzufrieden«.
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