Niedriglohnabstandsgebot

Alina Leimbach über die hohe Quote der Aufstocker

  • Alina Leimbach
  • Lesedauer: 2 Min.

Als selbsterklärte Partei der Arbeit betont die SPD gerne das »Lohnabstandsgebot«. Was das heißt, verdeutlichte erst kürzlich Arbeitsminister Hubertus Heil: »Wer arbeitet, soll immer mehr haben, als der, der nicht arbeitet.« Damit verteidigt die SPD das viel zu niedrige Hartz-IV-Niveau.

Nur: Arbeit lohnt sich eben derzeit nicht immer. Rund 40 Prozent der ALG-2-Beziehenden, die es 2018 geschafft haben, einen Job zu finden, müssen weiter aufstocken. Und das wohlgemerkt, obwohl sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Das geht aus einer kleine Anfrage der LINKEN-Politikerin Sabine Zimmermann hervor. Für die Betroffenen gilt Hartz-IV dann nur als eine Art Kombilohn, der ein Überleben trotz geringem Einkommen möglich macht. Ein richtiger Schritt wäre es daher, den Mindestlohn auf 12 Euro anzuheben.

Aber der Teufel liegt im Detail. Denn es sind eben nicht nur Niedriglöhne, die das Problem sind. Das andere heißt: Teilzeit. Wer nur einen Teilzeitjob hat, kommt auch mit 12 Euro kaum auf ein ausreichendes Gehalt. Schon gar nicht mit einem oder mehreren Kindern. Richtig ist zwar: Teilzeit kann ein erster Schritt aus Hartz IV sein. Teilzeiterwerbstätigkeit im Vorjahr erhöht laut einer Berechnung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung die sogenannte »Abgangswahrscheinlichkeit« aus Hartz-IV um 20,5 Prozentpunkte. Aber, sie erhöht sie eben nur. Für viele, gerade Frauen, entwickelt sie sich sogar zur Falle. Mehr als die Hälfte aller Teilzeitbeschäftigten mit bis zu unter 30 Stunden Wochenarbeitszeit würden gerne mehr arbeiten. Im Weg steht die noch immer unausreichende Kinderbetreuung, aber auch fehlende Weiterbildungschancen. Nimmt die SPD ihr Selbstverständnis als Partei der Arbeit ernst, muss sie an diesen Punkten ansetzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.