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Zehn Millionen Euro Schaden für Howoge

Wohnungsunternehmen sieht sich als Betrugsopfer bei Bauprojekt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Schuld soll ein Starkregen gewesen sein. Mit dieser Begründung kündigte das Bauunternehmen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge an, 260 Studentenappartements in Berlin-Treptow erst im Juni 2018 fertigstellen zu können, statt wie vereinbart im April. Denn dies habe dazu geführt, dass Wasser in die Container eingedrungen ist, aus denen die Unterkünfte gestapelt werden. Über ein Jahr später ist die Erweiterung des bisher aus 109 Unterkünften bestehenden Studentendorfs »Eba Berlin« an der Eichbuschallee immer noch nicht fertig, die Baufirma aus Schönefeld bei Berlin pleite und die Howoge hat Strafanzeige gestellt, wegen Betrugs. Beim Landesunternehmen geht man von einem Schaden von rund zehn Millionen Euro aus und möglicherweise müssen die halb fertiggestellten Bauten komplett abgerissen werden.

Zunächst lief alles glatt

Doch der Reihe nach. Ende 2016 hatte die Howoge das aus 109 fertiggestellten Unterkünften sowie der Verpflichtung zum Bau 260 weiterer Unterkünfte bestehende Projekt übernommen. Baustart für die Erweiterung war im Dezember 2017. Zunächst lief alles glatt. Zweimal im Jahr 2017 hatten Verantwortliche der Howoge die Produktionshallen des polnischen Containerherstellers Module Technologies SA besichtigt. Denn die Projektentwicklungsfirma hatte zum Missfallen des Landesunternehmens den Eigentümer gewechselt. Bei den Besichtigungen im Mai und September 2017 hätte man noch den Eindruck gehabt, dass alles in Ordnung ist, versichern die beiden Howoge-Geschäftsführer Thomas Felgenhauer und Ulrich Schiller bei der am Montagnachmittag einberufenen Pressekonferenz. Im April 2018 waren alle 280 Module montiert, doch dann kam der Wasserschaden.

Am 20. August 2018 wurden die Bauarbeiten zur Behebung schließlich eingestellt, Ende September 2018 lehnte die Versicherung schließlich die Schadensregulierung ab. Inzwischen weiß man bei der Howoge auch warum. »Im Juli 2019 haben wir Unterlagen bekommen, dass es kein Starkregenereignis war, sondern Module bereits stark durchnässt auf der Baustelle angekommen waren«, sagt Schiller. »Für uns war von da an klar, dass es sich zumindest um versuchten Versicherungsbetrug handelt«, so der Geschäftsführer weiter.

Doch das Drama auf der Baustelle ging noch weiter. Anfang Februar 2019 wurden nach langen Verhandlungen die Bauarbeiten wieder aufgenommen, im Mai hörten sie endgültig auf. Am 2. September kündigte die Howoge schließlich den Vertrag. Von den einst vereinbarten Gesamtkosten von 19,7 Millionen Euro hatte das Landesunternehmen bereits 17,6 Millionen Euro bis Mai 2018 überwiesen. Dafür gehören ihr nun das Grundstück im Wert von rund sieben Millionen Euro sowie die Container-Bauruine. Nicht nur der Schönfelder Generalübernehmer befindet sich in einem Vergleichsverfahren, auch der polnische Hersteller, der seit Jahren Verluste schreibt, ist in einer vergleichbaren Situation.

Howoge kann den Schaden verkraften

Bei der eingehenden Untersuchung stellte die Howoge fest, dass neben den Wasserschäden zahlreiche weitere Mängel vorliegen. So wurde ungeeignete Wärmedämmung verbaut und die Verkabelung entspricht nicht den Brandschutzvorschriften. »Das war vorher nicht zu erkennen, die Module wurden komplett montiert inklusive Möblierung angeliefert«, berichtet Schiller. »In der Menge der Mängel können wir nicht von einem einfachen Pfusch ausgehen«, sagt sein Co-Geschäftsführer Thomas Felgenhauer.

Aufgrund der wirtschaftlichen Stärke der Howoge werde der Schaden keinen großen Niederschlag in der Unternehmensbilanz haben, versichert Felgenhauer. »Der Finanzierungsmarkt läuft in unsere Hände, wir werden deutlich Zinsen sparen«, erklärt er. Weder für Mieter noch Beschäftigte werde es Auswirkungen geben.

Nach Angaben von Schiller war die Howoge erstmals mit Vorkommnissen dieser Art konfrontiert. In den letzten Jahren wurden 14 Entwicklungsprojekte für rund 360 Millionen Euro abgewickelt – ohne größere Beanstandungen. Trotzdem werde man künftig darauf achten, dass die Qualität fortwährend überwacht werde, die Revision wurde mit einer Sonderprüfung beauftragt, so Schiller.
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