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Condor kann weiterfliegen
Staat gewährt Ferienflieger Condor Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro / Suche nach einem Investor
Berlin. Der Ferienflieger Condor kann mit staatlicher Hilfe im Rücken den Flugbetrieb fortführen und sucht einen Investor. Condor will sich dazu aus dem Verbund der insolventen britischen Konzernmutter Thomas Cook lösen. Bund und Land Hessen hatten am Dienstagabend angekündigt, der Fluggesellschaft mit einem Kredit in Höhe von insgesamt 380 Millionen Euro zur Seite zu springen.
Mit Condor sind derzeit 240.000 Reisende aus Deutschland an ihren Urlaubsorten, wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte. Diesen könne es nun ermöglicht werden, zu »annehmbaren Konditionen« zurückzukehren. Der sogenannten Rettungshilfe muss aber auch die EU-Kommission noch zustimmen.
Mit dem Massendarlehen bekommt der Ferienflieger auch finanziellen Spielraum, um sich möglicherweise von der britischen Muttergesellschaft zu lösen. Hessen betont, dass das Unternehmen sich nun ohne Thomas Cook neu aufstellen müsse. Airline-Chef Ralf Teckentrup betonte: »Wir werden uns einen neuen Eigentümer suchen.« Condor sei bereits in Gesprächen mit solventen Interessenten.
Die hessische Landesregierung erklärte, Condor sei ein profitables Unternehmen, das durch seine britische Mutter und den Brexit zum Opfer zu werden drohte. »Wir sehen zusammen mit dem Bund eine gute Perspektive, dass neue Eigentümer Condor langfristig in der Luft halten können.«
Die Vereinigung Cockpit lobte die Entscheidung für Hilfen mit den Worten »Condor fliegt!«. Die Nachricht über einen Überbrückungskredit sei mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Dieser ermögliche es der Airline, sich selbständig profitabel aufzustellen und sich unabhängig von Thomas Cook eine Zukunftsperspektive aufzubauen. »Wir wissen, dass dieser Weg nicht einfach sein wird, glauben aber daran, dass - wenn Unternehmen, Gewerkschaften und Politik zusammenarbeiten - der Erhalt der Condor möglich sein wird.«
Die Bundesregierung und die hessische Landesregierung gaben der Airline die Zusage über eine Bürgschaft für einen sechsmonatigen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro. Hessen trägt die Hälfte. Condor hatte einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit beantragt, um »Liquiditätsengpässe« zu verhindern. Der britische Mutterkonzern Thomas Cook hatte zuvor einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist der zweitgrößte Reisekonzern Europas, weltweiter Branchenprimus ist Tui.
Nach Aussage Teckentrups will die Fluggesellschaft in Kürze einen Antrag auf ein sogenanntes Schutzschirmverfahren stellen, um zu verhindern, dass Geld aus dem staatlichen Brückenkredit an den insolventen britischen Mutterkonzern abfließt. Ziel sei, dass »niemand einen Euro aus Condor entwenden kann«.
Der Condor-Chef wehrte sich gegen Kritik, dass der Staat einem Privatunternehmen in dieser Weise unter die Arme greift. »Wir sind ein anderer Fall als Air Berlin. Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen«, sagte er mit Blick auf die Insolvenz der einst zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft vor gut zwei Jahren. So habe Condor in seiner Amtszeit bis auf ein einziges Jahr immer einen operativen Gewinn erzielt. Der Puffer, den die Airline für den bevorstehenden Winter gebraucht hätte, sei allerdings vom Mutterkonzern aufgebraucht worden.
Die Bundesregierung hatte im August 2017 nach der Insolvenz von Air Berlin einen Kredit über 150 Millionen gewährt, um die Fluggesellschaft in der Luft zu halten und die Rettungschancen zu verbessern. Das Darlehen ist inzwischen komplett zurückgezahlt worden. Altmaier zeigte sei zuversichtlich, dass Condor die Staatshilfe ebenfalls zurückzahlen könnte.
Angesichts der bevorstehenden Herbstferien wäre ein Ausscheiden Condors aus dem Markt für die Tourismusbranche ein großes Problem. Auch der deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook hat einen Überbrückungskredit beantragt. Er ist ebenfalls durch die Pleite der Muttergesellschaft in Bedrängnis geraten. dpa/nd
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