- Wirtschaft und Umwelt
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Globale Aktionen gegen den Wohnmarkt
Am Sonntag wandte sich ein wohnpolitisches Bündnis erstmals weltweit gegen Immobilienspekulation
Eine graue Weltkarte, viele bunte Punkte. Blau für Kampagnen in den Sozialen Medien, Orange für Demonstrationen, Rot für Besetzungen und Schwarz für »Überraschungsaktionen«. Auf fünf Kontinenten blinken die Markierungen auf. Am Wochenende fanden rund um den 27. April erstmals globale Aktionen zum International Housing Action Day statt, dem internationalen Aktionstag rund ums Wohnen.
Was die weltweiten Graswurzelbewegungen vereine, seien dieselben Kämpfe, schreibt die Mieter*innengewerkschaft Berlin im Vorfeld in einer Pressemitteilung. Beispiele seien »Immobilienspekulation, extraktivistische Wirtschaftspolitik, Massenvertreibungen und Regierungen, die den Profit über die Menschen
stellen«. Das Bündnis fordert deswegen ein Ende der Immobilienspekulation, öffentliche Eigentumsmodelle, klimaresistentes Wohnen und das Streichen von Geldern für »krieg- und militärfinanzierten Wohnbau«.
»Wir wollen während dieser Aktionstage sichtbar machen, dass wir uns auch gemeinsam organisieren können.«
Adrian Mieter*innengewerkschaft Berlin
Nach mehreren europäischen Aktionstagen beschlossen die Teilnehmenden der ersten Internationalen Versammlung im November 2024, den Tag auf globaler Ebene zu koordinieren. So demonstrierten dieses Jahr Organisationen in den USA, planten Mitglieder des Bündnisses in Brasilien und Kenia Hausbesetzungen und mehrere Slums auf den Philippinen kündigten Banner-Abwürfe an.
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Eine Sprecherin von Lupa-Philipinas erklärt dazu: »Die Obdachlosigkeit in unserem Land wird durch die Bedingungen unserer Arbeitsverhältnisse verstärkt.« Schätzungen von 2024 zufolge waren allein in der Hauptstadt Manila 2024 etwa drei Millionen Menschen obdachlos, die Erwerbsquote lag laut Statistischem Bundesamt 2021 bei 56 Prozent.
»Die Regierung bietet dagegen keine leistbaren Wohnungen am Mietmarkt an. Stattdessen verkauft sie Häuser zu einem Preis, den wir uns nicht leisten können«, kritisiert die Sprecherin weiter. Die Regierung der Philippinen steht derzeit unter Präsident Ferdinand Marcos, Sohn des gleichnamigen ehemaligen Diktators des Inselstaates.
In Deutschland leben dagegen laut Wohnungslosenbericht 2024 etwa 531 600 wohnungslose Menschen. Sie haben also keinen festen Wohnsitz oder geschützten privaten Wohnraum. Auch hierzulande beteiligten sich einige Orte an den Aktionstagen. In Leipzig tauschten sich Personen über erfolgreiche Maßnahmen gegen Zwangsräumungen aus, in Berlin konnten sich Interessierte zwischen einem Bannerdrop gegen Leerstand – um die 40 000 Wohnungen stehen in der Hauptstadt derzeit trotz Wohnungsnot leer –, einem Kneipenquiz von Deutsche Wohnen und Co enteignen, Filmscreenings und Kundgebungen entscheiden.
Adrian, Mitglied der Mieter*innengewerkschaft Berlin, meint dazu, es sei klar, innerhalb des Bündnisses seien nicht alle Menschen von der derzeitigen Situation auf die gleiche Art betroffen. Das menschliche Bedürfnis nach Wohnen eine sie dennoch. »Wir wollen während dieser Aktionstage sichtbar machen, dass wir überall auf der Welt für diese Bedingungen kämpfen, dass wir uns kennen und sehen und dass wir uns auch gemeinsam organisieren können«, so der Aktivist.
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