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Radikal umgebaut

Vor zwei Jahren war Arminia Bielefeld ein Sanierungsfall, jetzt kann Ostwestfalen von Erstligafußball träumen

  • Ulli Brünger, Bielefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Arminia Bielefeld hat eine beeindruckende Entwicklung genommen. Keine zwei Jahre ist es her, da stand der Traditionsklub aus Ostwestfalen sportlich und finanziell am Abgrund. Ende 2017 hatte der Zweitligist rund 30 Millionen Euro Schulden angehäuft, die Insolvenz drohte. Inzwischen ist aus dem ehemaligen Sanierungsfall ein gesunder und ambitionierter Verein geworden, der sogar wieder von der Rückkehr in die Bundesliga träumen darf.

Öffentlich halten sich die Verantwortlichen vor dem Gipfeltreffen an diesem Freitagabend mit Spitzenreiter VfB Stuttgart auf der Alm mit forschen Ansagen zurück. »Bei einem Sieg bekommen wir auch nur drei Punkte«, sagte Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus. Gleichwohl würde das Überraschungsteam der Liga im Duell mit der einzigen nach sieben Spieltagen noch ungeschlagenen Mannschaft mit einem Heimsieg sogar an den Schwaben vorbeiziehen. Mindestens für einen Tag wäre die Arminia dann sogar Tabellenführer.

Aus der komfortablen Lage mag aber niemand in Bielefeld einen Aufstiegsanspruch ableiten. »Für Hirngespinste sind die Medien zuständig«, meint Neuhaus. Mittelfeldspieler und Topzugang Marcel Hartel, der vom 1. FC Union Berlin kam und wichtiger Dreh- und Angelpunkt des Arminia-Spiels ist, beteuerte: »Das Wort Aufstieg ist in der Kabine noch nicht gefallen.«

Vor zwei Jahren war daran nicht zu denken. Erst das »Bündnis Ostwestfalen« - ein Zusammenschluss regionaler und lokaler Unternehmen, Sponsoren und Unterstützer - bewahrte den Verein nach schwierigen Verhandlungen mit Gläubigern und einem Schuldenschnitt vor dem Kollaps. Das waren die Voraussetzungen für den folgenden Aufschwung. Der seinerzeit verpflichtete Finanzgeschäftsführer Markus Rejek erwarb sich seitdem den Ruf eines Sanierers. Mit dem Verkauf des Stadions im November 2018 bekam der Klub endgültig wieder festen Boden unter die Füße. Kurz darauf teilte er mit: »Die Arminia-Gruppe ist schuldenfrei.«

Samir Arabi ist seit 2011 im Verein, seit September 2016 als Geschäftsführer Sport. Mit einem radikalen personellen Umbau leitete er nach und nach die Wende ein. Sein größter Coup war Stürmer Fabian Klos. Der ist inzwischen Arminias Rekordtorjäger und führt mit sechs Treffern und vier Vorlagen auch die aktuelle Torschützen- und Scorerliste der zweiten Liga an. Ein gutes Händchen bewies Arabi zuletzt auch bei der Trainerwahl. Im Dezember 2018 löste Neuhaus den beliebten Luxemburger Jeff Saibene ab. Im Sommer stellten Arabi und Neuhaus einen Kader zusammen, der nun ganz oben mitspielt. Saisonübergreifend holte Arminia mit dem 59-jährigen Coach 49 Punkte aus 25 Spielen. Im laufenden Kalenderjahr sammelte kein Zweitligateam mehr Zähler als Bielefeld.

Zufall ist das alles nicht, sondern das Ergebnis akribischer Arbeit. Zwar wirkt Neuhaus zuweilen distanziert, aber bei den Spielern kommt seine pragmatische Art gut an. Ziele definiert er klar. Im März verriet Neuhaus, dass er in die Bundesliga will. »Warum soll mir das als Trainer nicht gelingen? Das ist mein Ziel und es bleibt mein Ziel, solange, bis es nicht mehr erfüllbar ist.« dpa/nd

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