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Generalangriff auf die »35«
Hans-Gerd Öfinger über die Ost-West-Kluft bei Arbeitszeiten
»35 reicht. Keine Zeit für neue Mauern«, so die Aufschrift auf T-Shirts und Plakaten, die ostdeutsche Gewerkschafter bei der großen IG-Metall-Demo Ende Juni in Berlin trugen. Sie wurmt das anhaltende Gefälle bei der Arbeitszeit. Während im Westen seit den 1990er Jahren die hart erkämpfte 35-Stunden-Woche im Tarifvertrag steht, sind es im Osten immer noch 38 Stunden. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und seine regionalen Ableger wollen diese Zwei-Klassen-Regelung beibehalten. Der Verhandlungsmarathon hat gezeigt, dass die Zusage konstruktiver Gespräche über die »35« keine fünf Cent wert waren. Statt auf Illusionen in »Sozialpartnerschaft« stehen die Zeichen auf Klassenkampf.
30 Jahre nach dem Mauerfall wollen Metaller zwischen Ostsee, Erzgebirge und Werra die Diskriminierung nicht länger hinnehmen. Die IG Metall will nun per »Betriebsoffensive« und »Häuserkampf« die kampfkräftigsten Belegschaften für Haustarife mobilisieren und erhofft sich davon eine Signal- und Pilotwirkung. Beim anstehenden Gewerkschaftstag sind auch dabei kämpferische Töne zu erwarten, zumal die selbstbewusste IG Metall nicht als zahnloser Tiger dastehen will.
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Der erste IG-Metall-Streik für die »35« im Osten scheiterte 2003 auch an der mangelnden Solidarität von Betriebsratschefs süddeutscher Autokonzerne. Jetzt sollte es allen West-Metallern dämmern, dass das Veto der Unternehmer im Osten nur das Vorspiel für einen Generalangriff auf die »35« im Westen darstellt.
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