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- Proteste im Irak
Wut und Verschwörungstheorie
Philip Malzahn über die Proteste in Irak und was Iran damit zu tun hat
Mehr als hundert Tote und 4000 Verletzte - das ist die Bilanz der Protestwelle, die seit vergangenen Dienstag über Irak rollt. In verschiedenen Städten gehen überwiegend junge Männer auf die Straße, um ihren Unmut über Armut, Arbeits- und Perspektivlosigkeit sowie Korruption zu zeigen. Dabei bekennen sich die Protestierenden bewusst zu keiner der vielen Parteien im Land, denn ihre Wut gilt, laut eigenen Aussagen, der gesamten Politik.
Mit einem Sozialpaket möchte die Regierung sie nun beschwichtigen, doch dafür könnte es zu spät sein. Stattdessen bahnt sich weiteres Blutvergießen an. Faleh al-Fayyad, Anführer der Haschd al-Schaabi, einer paramilitärischen Dachorganisation, der über 40 verschiedene schiitische Milizen angehören, hat sich bereit erklärt, die Regierung zu verteidigen, jegliche Rebellionsversuche zu unterdrücken.
Rückendeckung erhält er dafür aus Teheran, denn die Haschd al-Schaabi werden hauptsächlich durch Iran unterstützt. Das religiöse Oberhaupt des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, wittert nämlich hinter den Protesten eine Verschwörung aus dem Ausland. Er verurteilte »die Feinde«, die einen Keil zwischen die beiden Nachbarländer treiben wollen. Dass Iran selbst der ausländische Staat ist, der am meisten Einfluss auf die irakische Politik ausübt, scheint er dabei zu vergessen.
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