Der Vorhang fiel friedlich

Nicht nur Leipzig war Bühne der Wende – aber am 9. Oktober 1989 ihr Zentrum

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Plauen, Dresden, Leipzig - es waren vor allem Orte im Süden der DDR, in denen 1989 die gesellschaftlichen Veränderungen im Land eine solche Dynamik bekamen, dass nicht einmal ein Jahr nach der friedlichen Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 ihr Ort, die Stadt Leipzig, das Land gewechselt hatte. Und mit Leipzig das ganze Land.

Kaum jemand hat in diesen Oktobertagen so weit in die so nahe Zukunft geblickt und gedacht. Die Verhaftungen am 7. Oktober 1989 zum 40. Jahrestag der DDR in Berlin gaben Anlass zu Angst und Sorge. Heute weiß man: Es blieb friedlich. Weil »Keine Gewalt« nicht nur ein Slogan der Opposition und Demonstranten war, sondern als Maxime durchgängig den ganzen Herbst befolgt wurde. Und weil auch führende Politiker aufseiten der SED an entscheidenden Stellen den Gewaltverzicht vor die Macht stellten, wie es Michael Bartsch in seiner Recherche beschreibt. Dass sie die Macht komplett verlieren könnten, daran aber glaubten sie damals nicht - der Gedanke einer gewandelten, demokratischen DDR war noch längst nicht von den Rufen nach Vereinigung übertönt.

Sorge um die Zustände im eigenen Land sowie dessen Veränderung - das hatten auch die meisten jener Schauspieler und Theaterschaffenden im Blick, die im Herbst 1989 »aus ihren Rollen traten«. Dass die DDR war ein Theaterland war, zeichnet Hans-Dieter Schütt nach - und im Herbst 1989 bekamen die Theatermenschen die vermutlich größte Bühne ihres Lebens.

Aber in ihrem größten Moment, während der Demonstration am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz, war ihnen das Stück bereits entglitten. Ulrich Mühe hat das so zusammengefasst: »Wir haben Menschen ermuntert, auf die Straße zu gehen - dann sahen wir, dass sie nicht mehr zu uns zurückkehrten.« Doch am 9. Oktober 1989 kamen alle friedlich nach Hause. nd/stf

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.