Noch nicht mal Ladenhüter

FAO untersucht Lebensmittelverluste zwischen Ernte und Supermarkt

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Immer mehr Lebensmitteln lande im Müll - allein in Deutschland sind es jedes Jahr 18 Millionen Tonnen. Dieser Umstand hat in den vergangenen Jahren zu einer Diskussion über das Mindesthaltbarkeitsdatum geführt. Neben schlechter heimischer Kühlschrankplanung trägt Umwelt- und Verbraucherverbänden zufolge der Handel Verantwortung. Insbesondere hier führt das Mindesthaltbarkeitsdatum dazu, dass genießbares Essen im Müll landet. Dabei bedeutet es lediglich ein Qualitätsversprechen durch die Hersteller. Die meisten Produkte sind weit länger haltbar, als das ausgedruckte Datum auf der Packung anzeigt.

Doch nicht nur auf Verbraucherebene wird Handlungsbedarf angemahnt. Die UN-Ernährungs- und Agrarorganisation (FAO) stellt in einem am Montag in Rom vorgestellten Bericht fest: Rund 14 Prozent der produzierten Lebensmittel gehen bereits auf dem Weg ins Ladenregal verloren. Verluste zu verhindern, würde das globale Wirtschaftswachstum und die Produktivität fördern sowie den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen reduzieren, heißt es in dem Bericht.

«Das heißt, dass Land- und Wasserressourcen verschwendet wurden, dass Luftverschmutzung erzeugt wurde und Treibhausgase umsonst ausgestoßen wurden», erklärte FAO-Direktor Qu Dongyu. «Ich frage mich auch öfter, wie wir es zulassen können, Lebensmittel wegzuwerfen, wenn mehr als 820 Millionen Menschen in der Welt jeden Tag Hunger leiden.»

Die UN-Organisation unterscheidet zwischen dem «Food Loss Index» (Loss = Verlust) und dem «Food Waste Index (Waste = Verschwendung). Höher sind die Verluste demnach bei empfindlichen Lebensmitteln wie Fleisch oder Milchprodukte und Früchten bzw. Gemüse. So gehen laut FAO weltweit 21,6 Prozent Gemüse und Früchte verloren, aber nur 8,6 Prozent des Getreides. Bei tierischen Produkten liegt der Anteil bei 11,9 Prozent.

Die Liste der Ursachen ist lang: falsche Erntezeit, klimatische Bedingungen, falsche Erntetechniken sowie unzureichender Marktzugang. Signifikante Verluste entstehen auch durch schlechte Lager- und Transportmöglichkeiten. Die Lebensmittel verderben demnach schon auf dem Weg zur Lagerung. Hier Verbesserungen zu schaffen, kann für Landwirte gerade in ärmeren Ländern entscheidend sein.

Im internationalen Vergleich gehen laut der FAO-Analyse besonders viele Lebensmittel in Asien und im subsaharischen Afrika verloren. Entsprechend unterschiedlich müssten deshalb auch die jeweiligen Maßnahmen sein, erklärte Qu Dongyu in Rom.

Der Kampf gegen Verluste und Verschwendung sei allerdings kompliziert, heißt es in dem Bericht weiter. So könnte beides zum Beispiel durch bessere Kühlung und Verpackung reduziert werden - das kann aber wiederum zu höherem Energieverbrauch führen und mehr Plastikmüll produzieren.

»Es ist ein Balanceakt«, sagte FAO-Ökonom Andrea Cattaneo gegenüber der Deutschen Presseagentur. »Schlechte Verpackung kann auch zu Lebensmittelverlusten führen.« Wiederverwendbare Plastikkisten reduzierten zum Beispiel Verluste beim Transport von Tomaten. Denn Kisten aus Holz oder Säcke seien schlecht stapelbar, Früchte und Gemüse könnten beschädigt und letztlich weggeworfen werden. Zudem verlängerten manche Verpackungen die Haltbarkeit, was zu weniger Lebensmittelverschwendung führe.

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