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Mehr für Gebäudereiniger
Nach Warnstreiks kommt ein neuer Tarifvertrag
Nach der siebten Verhandlungsrunde und vielen Warnstreiks sollen Gebäudereiniger*innen in Deutschland nun besser bezahlt werden. Darauf haben sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die Arbeitgeberseite geeinigt. Es soll demnach einen neuen Rahmentarifvertrag für Gebäudereiniger*innen geben. Sie bilden die größte deutsche Handwerkssparte mit 650 000 Beschäftigten.
Die IG Bau hatte vom Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) unter anderem Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte sowie für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit gefordert. Auch ein Weihnachtsgeld sollte eingeführt werden. »Es war eine Marathonsitzung. Aber der Knoten ist durch. Die Gebäudereinigerinnen, Glas- und Industriereiniger können sich auf mehr Geld im Portemonnaie und auf mehr Urlaub freuen«, erklärte IG BAU-Chef Robert Feiger, der für die Gewerkschaftsseite die Verhandlungen führte. Das bedeute auch mehr Anerkennung und mehr Wertschätzung »für die harte Arbeit, die sie Tag für Tag machen«.
Laut IG BAU soll es künftig einen einheitlichen Nachtzuschlag von 30 Prozent auf den normalen Stundenlohn geben, das sind fünf Prozent mehr als bisher. An Sonn- und Feiertagen soll der Aufschlag bald 80 statt bisher 75 Prozent betragen. Zuschläge von 200 Prozent gibt es laut Vereinbarung an den Weihnachtsfeiertagen, für die Arbeit an Neujahr sowie am 1. Mai. Beim Thema Weihnachtsgeld musste der Beschäftigten-Vertreter Zugeständnisse machen. Es soll zwar dieses Jahr einen Weihnachtsbonus geben, aber noch kein reguläres Weihnachtsgeld. »Das Weihnachtsgeld/13. Monatsgehalt wird, wie von uns seit langem vorgeschlagen, Verhandlungsgegenstand in der anstehenden Lohnrunde 2020 werden«, so BIV-Verhandlungsführer Christian Kloevekorn.
Für Teilzeitkräfte werden sich die Arbeitsbedingungen verbessern, wenn auch nicht in dem Maße, wie von der Gewerkschaft gefordert. Diese wollte Überstundenzuschläge für Teilzeitkräfte erringen, sobald diese mehr arbeiten. Da sie in Teilzeit beschäftigt sind, arbeiten sie oft weniger als acht Stunden pro Tag. Nach der jetzigen Einigung werden sie nun jedoch erst ab neun Stunden Arbeit besser bezahlt. Gleichzeitig, so teilte die IG BAU mit, sollen Teilzeitbeschäftigte einen Arbeitsvertrag mit höherer Wochenstundenzahl erhalten, wenn sie über fünf Monate hinweg Überstunden geleistet haben.
In den letzten Monaten hatten Gebäudereiniger*innen mehrmals gestreikt. Vergangene Woche hatten sie unter anderem an den Flughäfen Berlin-Tegel und Düsseldorf für einige Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Auch vor den Toren von Großkonzernen wie Volkswagen, ThyssenKrupp und Bayer, wo sie sonst über Drittfirmen eingesetzt sind, protestierten Reinigungskräfte. Einige der Streikenden trugen dabei weiße Masken. Das sollte für »die Unsichtbaren« stehen. Die Idee dahinter war, dass Beschäftigte die Reinigungsarbeit an ihrem Arbeitsplatz oft nicht wertschätzen. Jetzt müssen noch die Tarifkommission der Gewerkschaft und das Gremium der BIV zustimmen. mbn/nd
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