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Sichtbarkeit für alle
Marion Bergermann über Geld für Gebäudereiniger
Es musste mancherorts dreckig bleiben, bevor sich etwas tat. Doch nun werden Gebäudereiniger*innen nach Warnstreiks und Tarifverhandlungen zukünftig etwas besser bezahlt. Das kann man nur begrüßen. Hunderttausende Gebäudereiniger*innen sind jede Nacht, jeden Morgen in Deutschland im Einsatz, um Büros und Industriehallen sauberzumachen. Sie bilden die größte deutsche Handwerkssparte mit rund 650.000 Beschäftigten. Das entspricht der Einwohner*innenzahl einer Großstadt.
Ohne sie würde nichts laufen. Das Klopapier auf der Firmentoilette wäre alle, neben den Fließbändern bliebe der graue Dreck liegen, Mülleimer würden überquellen. In mittelgroßen oder großen Firmen kennt man die Namen der Kolleg*innen, mit denen man zusammenarbeitet; und vom Sehen zumindest die anderen, die einem begegnen. Namen und Gesichter derjenigen, die vorher die Arbeitsplätze reinigen, bleiben dagegen unbekannt. Sie und ihre Leistungen sind unsichtbar. Trifft man sie doch, haben sie wegen des Zeitdrucks oft keine Ruhe für ein Gespräch.
Auch gegen diese Unsichtbarkeit und für Anerkennung haben die Beschäftigten gekämpft. Die Unsichtbaren haben sich Sichtbarkeit verschafft mit ihren Warnstreiks vor Großkonzernen wie VW oder Bayer und Flughäfen. Auf einmal mussten Arbeitgeber hinschauen, Medien berichteten. Wer aber nicht für seine Rechte streiten kann, weil sie unsichtbar bleiben müssen, sind die Angestellten ohne Vertrag. Gebäudereiniger*innen, die etwa illegalisiert hier leben oder heimlich Hartz IV aufstocken. Sie müssen auf faire Chef*innen hoffen. Und was heißt schon »fair«, wenn in neoliberaler Manier Computerjobs als mehr wert gelten und besser bezahlt sind.
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