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Morales hat den Absprung verpasst
Katharina Schwirkus über die Präsidentschaftsstichwahlen in Bolivien
Der seit 2006 regierende Präsident Boliviens scheint von sich selbst überzeugter zu sein, als es die Bevölkerung seines Landes ist. Wenngleich es Evo Morales mit der Bewegung zum Sozialismus (MAS) schaffte, die extreme Armut in Bolivien innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel zu senken, wünschen sich viele Bürger*innen eine neue Person an der Spitze der Regierung. Dieser Wunsch ist auch damit begründet, dass es die Verfassung des Andenstaates verbietet, nach zwei Amtszeiten ein drittes Mal zu kandidieren. Die Mehrheit der Bevölkerung entschied bei einem Referendum 2016, dass die Verfassung in diesem Punkt nicht geändert werden sollte. Doch Morales setzte sich mit Hilfe des Verfassungsgerichts über das Verbot und den Willen der Wähler*innen hinweg. So urteilte das Verfassungsgericht 2018, dass die begrenzte Wiederwahl gegen die Menschenrechte verstoße.
Wenngleich Morales in den Umfragen bis zuletzt vorne lag, muss er nun in die Stichwahl. Sein Kontrahent Carlos Mesa, der aus dem bürgerlichen Lager kommt und der politischen Rechten nahe steht, könnte ihn mit dem Motto »alle gegen Evo« tatsächlich besiegen. Morales vierte Kandidatur hat der MAS daher nicht genutzt, die Partei hätte ihn zum Verzicht zwingen und eine neue charismatische Person aufstellen sollen. Noch besser wäre es gewesen, Morales hätte selbst erkannt, dass seine Zeit vorbei ist.
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