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Trudeaus Liberale gewinnen Parlamentswahl
Premier verliert aber absolute Mehrheit und muss Minderheitsregierung bilden
Montréal. Bei der Parlamentswahl in Kanada hat sich Premierminister Justin Trudeau laut Prognosen eine zweite Amtszeit gesichert. Seine Liberalen wurden bei der Wahl am Montag mehreren Sendern zufolge erneut stärkste Kraft, verloren aber ihre absolute Mehrheit. Trudeau müsste damit eine Minderheitsregierung bilden und wäre auf die Unterstützung kleinerer Parteien angewiesen.
Nach seinem Sieg beschwor Trudeau die Einigkeit des Landes. »Unser Team wird für alle Kanadier kämpfen«, sagte Trudeauam frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) in Montréal. An seine Kritiker gewandt meinte der 47-Jährige, er habe ihre Enttäuschung vernommen und werde sicherstellen, dass ihre Stimme gehört werde: »Wir werden zusammen vorwärts gehen in eine bessere Zukunft.« Die liberale Regierung werde fortsetzen, was sie in den vergangenen vier Jahren begonnen habe. Dazu gehörten die Kämpfe gegen den Klimawandel und Waffengewalt.
Umfragen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trudeaus Liberalen und den Konservativen von Herausforderer Andrew Scheer vorausgesagt. Der 47-jährige Premierminister, dessen Image durch mehrere Skandale stark angekratzt war, konnte sich nun durchsetzen.
Prognosen sahen die Liberalen bei rund 157 der 338 Abgeordnetenmandate und die Konservativen bei 121 Mandaten. Der Verlust der absoluten Mehrheit erschien bereits vor der Öffnung der Wahllokale als ausgemachte Sache. Die absolute Mehrheit liegt bei 170 Stimmen. Bei der vergangenen Parlamentswahl 2015 hatten die Liberalen 184 Mandate gewonnen, zuletzt verfügten sie noch über 177 Abgeordnete.
Trudeau könnte nun Gespräche mit der noch jungen New Democratic Party (NDP) und mit dem Bloc Québécois beginnen, der sich für eine Unabhängigkeit der französischsprachigen Provinz Québec stark macht.
Der Wahlkampf in Kanada war ungewöhnlich heftig geführt worden. Trudeau bezeichnete den Wahlkampf als »einen der schmutzigsten, auf Desinformation basierenden« in der Geschichte des Landes.
Der Premier war wegen eines Skandals um ein 18 Jahre altes Foto, das ihn mit dunkel geschminkter Haut und Turban zeigt, und einer Affäre um politische Einmischung in die Justiz politisch angeschlagen. Im Wahlkampf versuchte er mit seiner Regierungsbilanz zu punkten, etwa einer gesunden Wirtschaft, der Legalisierung von Cannabis, der Einführung einer CO2-Steuer und der Unterzeichnung von Handelsabkommen mit Europa, den USA und Mexiko.
Der Spitzenkandidat der Konservativen, Scheer, versprach dagegen Steuersenkungen, mehr Haushaltsdisziplin und eine Abschaffung der CO2-Steuer. Agenturen/nd
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