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Ernüchterung in Kanada
Alexander Isele über die knappe Wiederwahl von Justin Trudeau
Ernüchterung hat sich breitgemacht, auch wenn es für Premierminister Justin Trudeau noch einmal gereicht hat. Der anfängliche Enthusiasmus um Kanadas Regierungschef ist verflogen, darüber kann auch der letztlich deutlicher als prognostiziert ausgefallene Erfolg seiner Liberalen bei den Parlamentswahlen nicht hinwegtäuschen. Dass die Konservativen die meisten Stimmen bekommen haben, aber durch das Mehrheitswahlrecht britischer Prägung abgeschlagen auf Platz zwei landeten, wird für den Premier in seiner zweiten Amtszeit eine schwere Hypothek.
Schon im Wahlkampf wurde Trudeau von den Konservativen als elitärer, mit den Mächtigen des Landes verbandelter Politiker dargestellt, der unempfänglich für die Alltagssorgen der Bevölkerung sei. Dass er nun seine Wiederwahl nur mit Hilfe eines Systems schaffte, das er versprochen hatte abzuschaffen, wird ihm die Opposition ständig unter die Nase halten.
Trudeau hat viel für die liberale Klientel getan, Cannabis legalisiert, die Rechte queerer Menschen gestärkt. Aber er hat sich auch Skandale geleistet, musste sich für rassistisches Verhalten entschuldigen, hat eine der beliebtesten Ministerinnen aus dem Amt gedrängt und dabei Wirtschaftsinteressen über die der indigenen Bevölkerung gestellt. Trudeau muss aufpassen, dass aus Ernüchterung nicht Enttäuschung wird.
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