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Ein Präsident für alle

Der neue Bayern-Chef Herbert Hainer setzt auf Erfolg, Heimatnähe und Wirtschaftlichkeit

  • Elisabeth Schlammerl
  • Lesedauer: 4 Min.

Ein paar organisatorische Aufgaben sind noch zu erledigen für Herbert Hainer. Der neue Präsident des FC Bayern bezieht das Büro des alten Präsidenten. Uli Hoeneß hat in den letzten Tagen noch aufgeräumt, ehe er sich an den Tegernsee zurückzog. Sonst ist Hainer gut vorbereitet auf den Job bei seinem »Herzensverein«, wie er den FC Bayern bezeichnet. Er hat sich zuletzt bereits zweimal in der Woche an der Säbener Straße zu Gesprächen mit Leitern aller Sparten getroffen. Denn der ehemalige Adidas-Chef will ein »Präsident für alle« sein und »den FC Bayern mit der gleichen Philosophie wie damals Adidas führen«, erklärte er am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung, als eine alte Epoche zu Ende ging und neue begann, die nicht ganz so groß werden wird, wie die von Hoeneß es war. Beim Sportartikelunternehmen aus Herzogenaurach wurde und wird noch immer viel Wert auf Teamarbeit, eher flache Hierarchien und einen lockeren Umgang gelegt, und so will es Hainer auch beim deutschen Rekordmeister halten.

Im Aufsichtsrat des Vereins, zu dessen Chef er nun aufgerückt ist, auch da als Nachfolger von Hoeneß, sitzt er ohnehin seit Jahren - und er hat in seinem Vorgänger einen Mann, der sich zwar von den offiziellen Ämter zurückgezogen hat und nur noch einfaches Mitglied im Aufsichtsrat ist, aber nicht ganz verschwindet. Er werde, hat Hoeneß bei seinem Abschied angekündigt, »jetzt noch deutlicher seine Meinung sagen«, weil diese nicht mehr direkt in Zusammenhang mit dem FC Bayern gesehen werde, glaubt er.

Hainer ist auch ein Mann der klaren Worte, aber er trägt diese meist bedächtig, ruhig vor. Er ist, anders als Hoeneß, kein Polterer. Den Job beim erfolgreichsten deutschen Fußballklub interpretiert der 65-Jährige nicht nur deshalb anders. Er bringe drei Dinge mit, sagte Hainer: »Sachverstand aus 30 Jahren bei Adidas, ein großes Netzwerk und eine riesige Leidenschaft für den FC Bayern.« Seine Expertise sieht er also mehr im wirtschaftlichen als im fußballerischen Bereich. Die Suche nach einem neuen Trainer, überlässt er dem Vorstand er AG. Das, sagte er am Freitag, »ist nicht meine Aufgabe«. Über die Spekulationen, Pep Guardiola könnte nach München zurückkehren, äußerte er sich entsprechend vage. »Pep ist ein super Trainer, aber er hat bei Manchester City einen Vertrag.« Hoeneß hatte weit über sein Amt hinausgehende Befugnisse, Personalien nicht nur abgesegnet, sondern war in die Entscheidungsfindung involviert gewesen, was eigentlich nicht zu den Aufgaben eines Präsidenten gehört.

Der neue Mann wird sich etwas mehr darauf beschränken, was ein Präsident eigentlich zu tun hat. Und das ist eben nicht, sich ins operative Geschäft der AG einzumischen. Dabei ist Hainer mit Fußball groß geworden. Geboren einen Tag vor dem WM-Finale 1954 in einem kleinen Dorf bei Dingolfing in Niederbayern, sei ihm der Sport »in die Wiege gelegt worden«, erzählte er. Für eine große Fußballkarriere hat es aber nicht gereicht, anders als bei seinem jüngeren Bruder Walter, der als Profi beim TSV 1860 spielte, »natürlich für den falschen Verein, aber ich habe ihm verziehen«, so der neue Bayern-Boss. Hainer wurde kurzfristig Kneipenwirt. Nach einem BWL-Studium führte ihn sein Weg zuerst zu einem amerikanischen Unternehmen, das unter anderem Hygieneartikel und Windeln produzierte, 1984 dann zu Adidas. 2001 wurde er bei dem fränkischen Dax-Unternehmen zum Vorstandschef bestellt und blieb dies 2016. Der Umsatz war im Vergleich zu Hainers Einstieg 32 Jahre zuvor um das Dreifache, der Gewinn gar um das Fünffache gestiegen.

Beim FC Bayern aber, das weiß der Betriebswirt, geht es nicht nur ums Geld, sondern auch darum, »diese Familienzusammengehörigkeit, dieses Herz, dieses Seele des Vereins zu erhalten«. Die Herausforderungen werden größer, da ist er sicher. »Es wird noch schwieriger werden, den Spagat zwischen sportlichen Erfolg, Heimatnähe, wirtschaftlicher Prosperität zu finden.« Aber er lässt keine Zweifel daran dass er alles tun wird, um das hinzubekommen. Ganz im Sinne von Uli Hoeneß.

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