Zu viel des Hasses

Arnsdorfs Bürgermeisterin Martina Angermann zieht sich zurück

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die sächsische Gemeinde Arnsdorf wirbt auf ihrer Internetseite mit einem Imagefilm. Es werden idyllische Landschaften, Kirche, Museum sowie Bauernhöfe gezeigt und die Bilder mit seichter Musik untermalt. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich so manche Schrecklichkeit. Unter der Atmosphäre in der Gemeinde, in der rund 5000 Menschen leben, hat auch die langjährige Bürgermeisterin gelitten. Ende vergangener Woche hat Martina Angermann schließlich angekündigt, dass sie sich von ihrem Amt zurückzieht.

Die 61-jährige Sozialdemokratin war immer wieder bedroht worden. Die Hasstiraden nahmen zu, nachdem Angermann die Tat einer mutmaßlichen rechtsradikalen Bürgerwehr verurteilt hatte. Deren Mitglieder hatten im Jahr 2016 einen psychisch kranken Asylbewerber aus Irak an einen Baum gefesselt. Zuvor hatte es Streit mit dem Mann in einem Supermarkt gegeben. Der Prozess wurde wegen geringfügiger Schuld eingestellt.

Im Februar war die Politikerin zusammengebrochen und ist seither krankgeschrieben. Nun lag auch ein Abwahlantrag der AfD gegen sie im Gemeinderat vor. Einem Antrag von Angermann auf Versetzung in den Ruhestand kam das zuständige Landratsamt Bautzen nach eigenen Angaben nach.

Offen ist noch, wann über eine Neuwahl entschieden wird. Angermann war seit 2001 im Amt und wurde im Juni 2015 mit 75,2 Prozent der Stimmen zum letzten Mal wiedergewählt. Möglicherweise wird nun die AfD von dem Rückzug Angermanns profitieren. Bei der letzten Wahl war Detlef Oelsner noch für die CDU gegen die Bürgermeisterin angetreten. Nun ist er für die AfD aktiv. Oelsner war auch an der Aktion gegen den Iraker beteiligt, bestreitet aber, dass es eine Bürgerwehr gegeben habe, und spricht stattdessen von »Zivilcourage«. Der Iraker wurde übrigens vor zweieinhalb Jahren tot in einem Wald entdeckt. Anzeichen für einen gewaltsamen Tod gab es nach Angaben der Ermittler nicht.

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