Fatales Signal

Bärbel Schindler-Saefkow klagt an

  • Bärbel Schindler-Saefkow
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Nachricht, dass der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit aberkannt werden soll, klingt wie aus einer Zeit, die man überwunden glaubte. Meine Mutter, Aenne Saefkow, gehörte nach der Befreiung vom Faschismus zu den Mitbegründerinnen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, die die Erinnerung an den Widerstand gegen die Hitlerdiktatur und die Millionen Toten des verbrecherischen Naziregimes wachhalten und ihr Vermächtnis mit Leben erfüllen wollten. Von Kindesbeinen an begleitete ich sie bei ihrer Arbeit. Als junges Mädchen war ich selbst beteiligt an der Eröffnung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, an der meine Mutter wesentlichen Anteil hatte. Sie war Häftling in diesem größten Frauenkonzentrationslager, wo 130 000 Menschen aus 40 Nationen litten, darunter auch Kinder.

Meine Mutter ist am 5. Juli 1944 verhaftet worden, einen Tag nach meinem Vater Anton Saefkow, der mit Bernhard Bästlein und Franz Jacob eine über Berlin hinausreichende Widerstandsorganisation - die größte damals in Deutschland - aufgebaut und geführt hatte. Ich habe meinen Vater nicht kennengelernt. Er wurde mir von deutschen Faschisten genommen und am 18. September 1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet. Ich war kaum älter als ein Jahr.

Die VVN-BdA hat über Jahrzehnte das zivilgesellschaftliche Engagement zur Erinnerung an einen auch in Deutschland aktiven Widerstand gegen Faschismus und Krieg gepflegt und wachgehalten und wurde dabei von vielen Menschen unterstützt. Diese Arbeit muss unbedingt fortgesetzt werden. Eine Behinderung durch finanzielle Erdrosselung wäre ein tief greifender Einschnitt. Die Androhung muss sofort zurückgenommen werden. Im Vorfeld des 75. Jahrestages der Befreiung wäre dies ein fatales Zeichen dafür, dass Deutschland nichts aus seiner Geschichte gelernt hat.

Die Historikerin Dr. Bärbel Schindler-Saefkow, Mitglied der VVN-BdA, war unter anderem wissenschaftliche Leiterin des Projektes »Gedenkbuch Ravensbrück«.

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