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  • Handball-WM der Frauen

Mit zwei Siegen an die Spitze

Die deutschen Handballerinnen starten perfekt in die Weltmeisterschaft

  • Michael Wilkening
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist eine Seltenheit, dass ein Spiel bei einer Weltmeisterschaft einer besseren Trainingseinheit gleicht. Die deutschen Handballfrauen kamen gestern in diesen Genuss, denn sie mussten im zweiten Vorrundenspiel der WM in Japan gegen den Exoten aus Australien ran. Der Sieg war für Henk Groener und seine Mannschaft schon vor der Partie sicher, beim 34:8-Erfolg überzeugten die Deutschen dennoch, weil sie 60 Minuten lang die Konzentration hochhielten - und damit ihre gute Verfassung nochmals nachwiesen, die einen Tag zuvor zum 30:24-Auftaktsieg gegen Brasilien geführt hatte.

Welchen Wert der Erfolg gegen den Südamerikameister zum Auftakt der Weltmeisterschaft hatte, wurde gestern deutlich, denn Brasilien trotzte dem Titelverteidiger Frankreich im zweiten Spiel ein 19:19-Unentschieden ab. Die Französinnen hatten ihr Premierenspiel überraschend gegen Südkorea verloren, dass seinerseits gestern Unentschieden gegen Dänemark spielte. Die Ausgeglichenheit und Stärke der deutschen Vorrundengruppe zeigte sich bereits am ersten Wochenende, so dass es ein gutes Zeichen ist, dass sich das deutsche Team zunächst an die Tabellenspitze gesetzt hat.

»Wir hatten gegen Brasilien ein Druck-Spiel, um eine gute Chance haben, in die Hauptrunde zu kommen«, sagte Julia Behnke nach dem gelungenen Doppelauftakt. Die Kreisläuferin hatte gute Laune. Denn sie hatte mit ihren Kolleginnen vor allem gegen Brasilien gezeigt, dass das Nervenkostüm gut genug ist, um Hoffnung haben zu können, dass Deutschland mit einer starken Leistung bei der WM auch die Chance aufrecht erhält, im kommenden Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei zu sein. Mindestens Siebter muss die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) dafür werden.

Für Henk Groener sind Gedanken an das große Turnier in acht Monaten im Moment ein Tabu, der Trainer der deutschen Mannschaft lebt zu 100 Prozent in der Gegenwart. »Ich bin sehr zufrieden«, erklärte der Niederländer nach dem klaren Erfolg gegen Australien. In Partien gegen ein heillos überfordertes Gegenüber besteht die große Gefahr ja darin, selbst nachlässig zu werden. Groener gefiel, dass eben das seinen Spielerinnen nicht passiert war. »Wir waren über das gesamte Spiel konzentriert und acht Gegentreffer in 60 Minuten sind wirklich wenig«, lobte der Coach seine Schützlinge. Netter Nebeneffekt des Spielplans, der den Deutschen die Australierinnen bereits als zweiten Kontrahenten bescherte war der Umstand, dass Groener jeder Spielerin das Gefühl geben konnte, auf dem Feld zu stehen. »Alle sind im Turnier angekommen«, heißt das dann in der Sportsprache. »Wir werden alle Spielerinnen brauchen, gerade bei der Belastung bei einer Weltmeisterschaft«, sagte Groener. Die ersten beiden Partien verliefen für den Niederländer nahezu perfekt.

Ein Bonusspiel wie gegen Australien benötigte Dinah Eckerle nicht, um ein gutes Gefühl in diesem Turnier zu erlangen. Die Torhüterin vom Thüringer HC war die herausragende Spielerin beim wichtigen Startsieg gegen Brasilien. Eckerle wehrte insgesamt 18 Würfe, parierte unter anderem drei Siebenmeter und sorgte mit ihren Paraden dafür, dass die Brasilianerinnen früh ein Gefühl der Ohnmacht gespürt haben dürften. »Es ist schön, dass man so ins Turnier startet, darauf hofft man natürlich«, sagte die Torhüterin: »Das war schon geil.« Basierend auf der Leistung der 24-Jährigen und der insgesamt guten Deckungsreihe zeigte die Deutschen im Angriff gute Lösungen und machten damit mächtig Eindruck. »Wir wollten gut ins Turnier starten und das ist gelungen«, sagte Groener.

Nach dem Ruhetag an diesem Montag geht es am Dienstag gegen Dänemark darum, den bislang guten Eindruck zu untermauern. Die Däninnen zerstörten bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land die Träume der Deutschen im Achtelfinale, so dass die DHB-Auswahl mit einem Erfolg nicht nur der Hauptrunde einen großen Schritt näher kommen, sondern parallel dazu eine Rechnung begleichen könnte.

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