Grünes Licht für Gentech-Kartoffel

Brüssel will BASF-Produkt zulassen

  • Mirjam Stöckel, Brüssel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die EU-Agrarminister haben sich im Streit um die Gentech-Kartoffel Amflora nicht einigen können. Aufgrund des Patts kann die EU-Kommission das Produkt des deutschen Chemiekonzerns BASF nun zulassen.
Die gentechnisch veränderte Stärkekartoffel Amflora des deutschen Chemiekonzerns BASF wird zum Anbau und zur industriellen Verwertung in Europa zugelassen. Nachdem die EU-Agrarminister sich gestern nicht auf eine einheitliche Position einigen konnten, wird nun die EU-Kommission über die Zukunft der umstrittenen Stärkekartoffel entscheiden. Wann sie das tut, ist noch unklar - aber sie hat bereits angekündigt, der Industriekartoffel grünes Licht zu erteilen. Der deutsche Landwirtschaftsminister Horst Seehofer stimmte am Montag im Ministerrat für die Zulassung, forderte aber gleichzeitig strenge Auflagen von der EU-Kommission. Es müsse durch nationale oder europäische Vorgaben sichergestellt werden, dass die Industriekartoffel nicht mit Kartoffeln der Futter- oder Lebensmittelindustrie vermischt werde. Über einen zweiten Zulassungsantrag für Amflora als Tierfutter müssen die EU-Minister gesondert abstimmen: Wann sie dies tun, ist bislang offen. Amflora produziert durch eine gentechnische Veränderung einen besonders hohen Anteil einer speziellen Stärke, die beispielsweise in der Textil- und Papierindustrie benötigt wird. Umstritten ist die nicht als Lebensmittel gedachte Kartoffelsorte deshalb, weil in sie ein Gen eingebaut ist, das den Biotechnologieunternehmen zur Wiedererkennung der Pflanze dient und sie gleichzeitig gegen zwei Antibiotika-Arten resistent macht. Diese sind nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA wichtig für die Therapie von Tieren und Menschen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sieht es als unwahrscheinlich an, dass sich die Antibiotika-Resistenz der Amflora auf Tiere oder Menschen überträgt, und ist daher zu einem insgesamt positiven Gutachten für die Kartoffel gekommen. »Es gibt kein Risiko«, beteuert eine Sprecherin von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Umweltpolitiker und Verbraucherschützer dagegen bezweifeln die Unbedenklichkeit der Kartoffel. So erklärte der Grünen-Europapolitiker Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, die Ausbreitung der Genkartoffel auf Nachbarfelder könne nicht ausgeschlossen werden. Der Schutz der Gesundheit der Bürger dürfe nicht den Wirtschaftsinteressen von BASF untergeordnet werden. Heike Moldenhauer, Gentechnikexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), hält die Zulassung von Amflora für »unverantwortlich«. Niemand wisse, ob die Antibiotika-Resistenz nicht auf Bakterien im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren übertragen werde. Nach Angaben des BUND vermehrt BASF unter dem Etikett des Freisetzungsversuchs bereits jetzt die Gen-Kartoffel auf 155 Hektar für die kommerzielle Nutzung, darunter bei Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Zulassung von Amflora würde erstmals seit 1998 wieder den kommerziellen Anbau einer gentechnisch veränderten Pflanze erlauben. Die einzige genmanipulierte Pflanze, die in der Bundesrepublik derzeit regulär angebaut wird, ist der Mais MON810 der US-Firma Monsanto.
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