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Seismograph
VVN-BdA ist ein Seismograph der Gesellschaft, protestierte und protestiert, wann immer es nötig war und ist
»Was würde Jesus dazu sagen?« Diese Frage war für Martin Niemöller nie eine fromme Floskel. Der Gründer des »Pfarrernotbundes«, aus dem die Bekennende Kirche erwuchs, wurde Anfang 1934 bei einer Unterredung von Kirchenvertretern mit der Naziführung von Hitler abgekanzelt. Der Reichskanzler belehrte den Theologen, er solle sich um seine Gemeinde in Berlin-Dahlem kümmern und nicht um Politik. Der Pfarrer widersprach, dass »weder Sie noch eine Macht in der Welt in der Lage sind, uns Christen die uns von Gott auferlegte Verantwortung für unser Volk ablegen zu lassen«. Dies empörte Hitler so sehr, dass er gegen den Geistlichen umgehend Predigtverbot erließ und ihn zum »Feind des deutschen Volkes« erklärte. Bis 1937 musste er sich 40 Gerichtsverfahren stellen, wurde wiederholt verhaftet und saß schließlich als persönlicher Gefangener Hitlers acht Jahre in Sachsenhausen und Dachau.
Niemöller hoffte, dass mit dem »Stuttgarter Schuldbekenntnis« von 1945 und dem »Darmstädter Wort« zwei Jahre darauf ein Neuanfang für die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche eingeleitet sei. Er blieb auch in der Bundesrepublik eine »gefährliche Person« - als Gegner der Remilitarisierung, Mitbegründer der Christlichen Friedenskonferenz, Unterstützer der Ostermärsche und des Dialogs mit Moskau. Was würde Martin Niemöller zur Aberkennung der Gemeinnützigkeit des VVN-BdA sagen? Aus persönlichen Gesprächen mit Niemöller wissen wir, dass er die Gründung und die Aktivitäten des VVN nicht nur begrüßt, sondern auch nach Kräften unterstützt hat.
Dietrich Bonhoeffer, der ebenfalls Mitglied der Bekennenden Kirche war, öffentlich die Judenverfolgung der Nazis angeklagt hatte und daraufhin mit Rede- und Schreibverbot belegt worden ist, wäre vermutlich Mitbegründer der VVN gewesen, wenn er nicht vier Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands wegen »Hochverrats« auf persönlichen Befehl Hitlers im KZ Flossenburg hingerichtet worden wäre. Als der holländische Theologe Visser ’t Hooft ihn nach der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges durch Nazideutschland fragte, was der Inhalt seiner Gebete sei, antwortete der antifaschistische Geistliche: »Ich bete für die Niederlage meines Landes.«
VVN-BdA ist ein Seismograph der Gesellschaft, protestierte und protestiert, wann immer es nötig war und ist, gegen rechtsradikale Umtriebe, Übergriffe und Gewalttaten, gegen Naziaufmärsche und Naziungeist. VVN-BdA war und ist gemeinnützig!
Das Theologenpaar ist Mitglied von VVN-BdA; Heinrich Fink war jahrelang Bundesvorsitzender und ist heute deren Ehrenpräsident.
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