Prorussische Entscheidung

Jirka Grahl hält den vierjährigen Dopingbann der WADA für richtig

Die Welt-Antidopingbehörde WADA hat entschieden: Vier Jahre lang werden russische Athleten bei Olympia oder WM als neutrale Athleten antreten dürfen, aber nur, wenn sie nachweislich ungedopt sind. Richtig so!

Russlands Offizielle haben sich bis heute nicht eindeutig auf die Seite der sauberen Sportler gestellt. Nein, sie lamentieren weiter: Den jungen, unbefleckten russischen Athleten würde mit der WADA-Strafe besonderes Unrecht angetan! Doch das ist falsch, das Gegenteil ist der Fall: Russlands Antidoping-Agentur RUSADA und auch das Russische Olympische Komitee haben stets die Doper geschützt. Von 2012 bis 2015, indem Proben systematisch vernichtet wurden. Und in den Jahren danach, indem die Originaldaten erst gar nicht und später dann nur widerwillig und verspätet herausgerückt wurden. Hier wurde sich stets klar auf die Seite der Manipulierer gestellt anstatt auf die Seite jener, die ohne illegale Mittelchen um die Wette laufen, werfen oder schwimmen wollen. Zur Krönung wurde - das ergeben die Recherchen zweier verschiedener Datenforensikergruppen - sogar versucht, die dringend angeforderten Rohdaten vor der Übergabe an die WADA zu fälschen: Ist das Parteinahme für Unbescholtene? Nein, sie gilt Dopern und deren Strippenziehern.

Chronik eines Skandals

Das staatlich gestützte Doping in Russland wurde vor fünf Jahren aufgedeckt. Nach mehreren Untersuchungen sperrte die Welt-Antidoping-Agentur WADA am Montag die russische Agentur RUSADA für vier Jahre. Ein Rückblick:

Dezember 2014: Die ARD enthüllt, dass viele Erfolge russischer Leichtathleten Ergebnis systematischen Dopings waren.

November 2015: Die WADA legt einen ersten Bericht vor und sperrt Russlands Anti-Doping-Agentur RUSADA. Der Leichtathletikweltverband IAAF suspendiert den russischen Verband.

Mai 2016: Der frühere Leiter des Moskauer Dopingkontrolllabors, Grigori Rodtschenkow, gibt zu, während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi Manipulationen mitorganisiert zu haben.

Juli 2016: Die WADA wirft Russland staatlich gesteuertes Doping vor. So seien im Moskauer Labor zwischen 2012 und 2015 Hunderte positive Proben verschwunden, um gedopte Athleten zu schützen. Dennoch schließt das IOC Russland nicht komplett von Olympia in Rio aus, was auf heftige Kritik stößt.

Dezember 2017: Ein Komplettausschluss für die Winterspiele 2018 bleibt russischen Athleten erspart. Das Russische Olympische Komitee wird aber suspendiert. Unbelastete Sportler dürfen unter neutraler Flagge und ohne Hymne und Nationalkleidung teilnehmen.

Februar 2018: Während der Winterspiele in Pyeongchang werden zwei russische Athleten positiv getestet. Die Suspendierung des Russischen Olympischen Komitees bleibt daher auch für die Schlussfeier bestehen. Am 28. Februar – drei Tage nach den Winterspielen – hebt das IOC die Sanktionen gegen Russland aber auf.

September 2018: Die WADA hebt nun ebenfalls die Suspendierung der RUSADA unter Auflagen auf, obwohl zwei Kriterien dafür von Russland nicht erfüllt wurden: die Anerkennung des McLaren-Reports und der Zutritt zum Moskauer Labor. Damit kann Russland in den Weltsport zurückkehren, muss jedoch bis Ende des Jahres die Daten des Labors liefern.

Januar 2019: Nach zunächst verstrichenem Ultimatum und unter großem internationalen Druck liefert Russland schließlich Daten an die WADA.

November 2019: Eine Untersuchung von WADA-Forensikern kommt zu dem Schluss, dass Russland die Daten manipuliert hat, um dopende Athleten zu schützen und Rodtschenkow als Lügner darzustellen.

9. Dezember 2019: Die Exekutive der WADA sperrt die RUSADA erneut wegen schwerwiegender Verstöße des Antidoping-Codes für vier Jahre. dpa/nd

Die WADA-Entscheidung, wenigstens neutrale Starter zu gestatten, war prorussisch - für die sauberen Athleten. Denn nach den neuen WADA-Standards wäre sogar ein Ausschluss aller Sportler möglich gewesen.

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