Feministin

Personalie: Julia Zwetkowa

  • Ewgeniy Kasakow
  • Lesedauer: 2 Min.

Als die 26-jährige Julia Zwetkowa am 20. November aus dem Zug in ihrer Heimatstadt Komsomolsk am Amur stieg, wartete die Polizei schon auf sie. Noch am selben Tag fand bei ihr eine Hausdurchsuchung statt, danach waren die Räume des von ihr geleiteten Jugendtheaters »Merak« dran. Ermittelt wurde gegen Zwetkowa wegen Verbreitung von Pornografie sowie Verstoß gegen den berüchtigten Paragrafen »Verbot der Propaganda nichttraditioneller sexueller Orientierungen unter Minderjährigen«. Seitdem befindet sie sich unter Hausarrest.

In Komsomolsk sind sowohl Zwetkowa als auch ihre Mutter Anna Chodyrewa bekannte Figuren des Kulturlebens. Zusammen initiierten sie mehrere Projekte für Kinder und Jugendliche, darunter das Bildungszentrum »Com.Unity«. Zwetkowa ist nicht nur als Zeichnerin und Regisseurin bekannt, sondern auch als Feministin. Als ihre Theatergruppe eine Aufführung zum Thema Geschlechterstereotype präsentierte, geriet sie landesweit in Kritik. Die Polizei verhörte die Jugendlichen, Räume wurden abgesagt, der TV-Sender »Rossija 24« deutete Pädophilie an. Zwetkowas Tätigkeit geriet ins Visier von »Kinderschutzaktivist« Timur Bulatow. Der wegen kriminellen Delikten Vorbestrafte sucht seit Jahren nach vermeintlicher »LGBT-Propaganda« im Netz und stellt Anzeigen.

Die Sexualaufklärungsprojekte der »Com.Unity« sowie die von Zwetkowa moderierte Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen es um Themen wie ein positives Körperbewusstsein ging, wurden ihr schließlich zum Verhängnis. Auch wenn eine der Gruppen, die »Vagina-Monologe«, mit der Alterswarnung »18 Plus« gekennzeichnet war, blieb sie offen und damit für Minderjährigen zugänglich, so die Logik des Gerichts. Zwetkowa wurde nun aufgrund des »Propagandaparagrafen« zu einer Geldstrafe von 50 000 Rubel (715 Euro) verurteilt. Das Urteil wegen »Pornografieverbreitung« steht noch aus, ihr drohen bis zu sechs Jahre Haft. Als Beweis fungieren Zeichnungen von Geschlechtsorganen sowie Bilder, in denen es um »körperliche Tabus« wie Falten oder Menstruation geht.

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