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Zwei junge Pionierinnen
Erstmals starten in Kanada zwei Rodlerinnen im Doppelsitzer-Weltcup. Sie hoffen bald auf einen Olympiastart
Caitlin Nash und Natalie Coreless waren sich durchaus bewusst, dass sie gleich Geschichte schreiben würden. »Wir sind ein bisschen nervös, aber zusammen schaffen wir das schon«, sagte Coreless kurz vor ihrem historischen Start im Doppelsitzerrennen des Rodelweltcups von Whistler. Nie zuvor hatte es diesen rein weiblichen Paarlauf auf dem Schlitten bei den Senioren gegeben, doch die beiden Kanadierinnen feierten auf ihrer Heimbahn nun genau diese Premiere. »Es freut uns sehr, dass wir die ersten sind, die das im Weltcup geschafft haben«, sagte Pilotin Nash.
Seit es den Doppelsitzer-Wettbewerb gibt, war er in den Regularien nie auf Männer beschränkt gewesen, doch die körperlichen Vorteile in Sachen Gewicht und Kraft hatten Frauen de facto doch ausgeschlossen. Das Internationale Olympische Komitee hat sich jedoch in den vergangenen Jahren vermehrt dem Ziel verschrieben, ebenso viele Frauen wie Männer bei Olympia starten zu lassen, also fordern sie Frauenwettbewerbe dort, wo es bislang keine gab. Die Skispringerinnen feierten 2014 ihre Premiere, die Nordischen Kombiniererinnen sollen bald folgen. Im Zuge dessen war der Druck groß, auch den Rodlerinnen im Doppelsitzer 2022 in Peking einen eigenen Wettbewerb zu verschaffen.
Bei den letzten Spielen in Pyeongchang vor knapp zwei Jahren hielt der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl diese Idee noch für verfrüht. »Das ist für die Damen eine große Herausforderung. Nationenübergreifend fehlt hierzu die Basis. So eine Entwicklung kann man nicht innerhalb weniger Jahre erzwingen«, sagte Hackl in Südkorea. »Diese Disziplin muss sich erst etablieren. Der Doppelsitzer ist schwieriger beherrschbar als der Einsitzer, die Sturzgefahr wesentlich höher.«
Das IOC folgte sechs Monate später dieser Logik und lehnte den Antrag des Rodelweltverbands FIL ab, schon 2022 einen Doppelsitzerinnenwettbewerb einzuführen. Da die FIL aber derlei Wettkämpfe längst auf Jugend- und Juniorenniveau austrägt, werden junge Frauen bereits im Januar 2020 bei den Olympischen Jugendspielen auf der legendären Natureisbahn von St. Moritz auch im Doppelpack starten dürfen.
Caitlin Nash und Natalie Coreless werden dann ebenfalls die Rinne herunterrasen, denn beide sind erst 16. Wie alle anderen Teams fahren sie auf einem Einheitsschlitten einer österreichischen Firma, dessen Schwerpunkt etwas tiefer und die Kufen etwas weiter auseinander liegen als bei den Männern. Das soll die Gefahr eines Sturzes verringern. Mindestens 17 Nationen sollen laut Weltverband schon von dessen Angebot Gebrauch machen, solch einen Schlitten kostenlos auszuleihen.
Die beiden jungen Kanadierinnen sind nicht einmal unbedingt das beste Frauendoppel. Beim Weltcup der Juniorinnen Ende November in Innsbruck belegten sie Rang sechs, gute drei Zehntelsekunden hinter dem sächsischen Duo Jessica Degenhardt und Vanessa Schneider. Dass sie nun dennoch die ersten Weltcupstarterinnen sein durften hat vor allem etwas damit zu tun, dass nicht so viele Männerdoppel die lange und teure Reise in die kanadischen Rocky Mountains auf sich genommen haben. Doch auch Kanada selbst stellte nur ein Doppel, obwohl man zwei Startplätze besetzen darf. Somit war Platz für Nash und Coreless, denen es in der Qualifikation reichte es, das Ziel ohne Sturz zu erreichen, um fürs Hauptrennen zugelassen zu werden.
Dort wurden die Kanadierinnen am Samstagabend Vorletzte - das italienische Paar Ivan Nagler and Fabian Malleier stürzte - und lagen am Ende auf Gesamtrang 22 auch nur rund 2,7 Sekunden hinter den deutschen Siegern Toni Eggert und Sascha Benecken. In einer Sportart, in der oft Tausendstel über Siege entscheiden, ist das zwar noch recht viel, um eine vordere Platzierung ging es den 16-jährigen Juniorinnen an diesem Tag aber auch nicht. »Wir haben bewiesen, dass Frauen in so einem Wettbewerb mitfahren können«, sagte Caitlin Nash. »Wir wollten nur gut starten und zwei konstante Läufe runterbringen. Wir haben unsere Ziele erreicht, und damit sind wir super glücklich«, fügte sie gegenüber dem Fernsehsender CBS hinzu.
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