Erdogan droht mit Schließung zweier US-Stützpunkte

Reaktion auf drohende Sanktionen wegen des Kaufs von russischem Luftabwehrsystem

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Die Türkei hat wegen der jüngsten Spannungen mit den USA damit gedroht, zwei von der US-Armee genutzte Stützpunkte zu schließen. »Falls erforderlich« könne Ankara die Luftwaffenbasis Incirlik und die Radarstation Kürecik schließen, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag im Nachrichtensender A Haber. US-Kampfjets fliegen von Incirlik aus Angriffe auf Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. In Kürecik ist ein Radarsystem der NATO stationiert.

Die Beziehungen zwischen Washington und Ankara werden derzeit unter anderem dadurch belastet, dass die Türkei trotz scharfer Kritik seines NATO-Partners USA das russische Luftabwehrsystem S-400 gekauft hatte. Die US-Regierung befürchtet unter anderem, dass Russland über das empfindliche Radar des Waffensystems an Daten über die Fähigkeiten des US-Kampfjets F-35 gelangen könnte. Ankara war Partner beim Bau des Kampfjets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau haben die USA die Türkei aus dem F-35- Programm ausgeschlossen und drohen mit weiteren Sanktionen.

Für zusätzliche Verstimmungen sorgte der Beschluss des US-Senats zur Einstufung der Massaker an den Armeniern als »Völkermord«. Die Türkei bestellte daraufhin den US-Botschafter in Ankara ein. Frankreich, Deutschland und andere Staaten erkennen die Massaker schon länger als Völkermord an.

Während des Ersten Weltkriegs waren Armenier systematisch verfolgt und unter anderem auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt worden. Historiker sprechen von Hunderttausenden bis zu 1,5 Millionen Opfern. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert die Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt zurück.

Die türkische Regierung setzt die beiden Militärbasen immer wieder als Druckmittel gegen die USA ein. Bereits vor einigen Tagen hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu für den Fall, dass die USA neue Sanktionen erlassen, mit einer Schließung der Stützpunkte gedroht. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -