Den Teufelskreis durchbrechen

Claudia Krieg findet, Leiharbeit gehört abgeschafft

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Leiharbeit stelle das Gemeinwohl auf den Kopf, hieß es bei der Elefantenrunde der Berliner Pflegebranche am Montag. Das tut sie ganz sicher, denn viele Mitarbeiter*innen wählen diesen Weg, um sich selbst aus Arbeitsbedingungen zu befreien, die sie als unflexibel, schlecht bezahlt und überfordernd erleben - sie wählen den individuellen Freiraum statt einer gemeinschaftlich zu erstreitenden Verbesserung, die dann für alle Mitarbeiter*innen und langfristig gilt.

Menschen, die sich entschieden haben, in der Pflege zu arbeiten, wird es bei einem solchen Schritt in der Regel nicht zuallererst darum gehen, einen persönlichen Vorteil zu erheischen, sondern darum, dort Halt zu bekommen, wo sie sich mit ihren Schwierigkeiten alleingelassen fühlen. Man kann das als unsolidarisch bezeichnen, aber täte besser daran, das Prinzip zu kritisieren, das Menschen dazu bringt, für eine Zeitarbeitsfirma zu arbeiten. Ein Arbeitsbereich wird dadurch systematisch so ausgeblutet, dass die ihm zugrunde liegende Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

Leiharbeit soll abgesetzt werden
Ein Maßnahmenplan will Versorgungsqualität und Patientensicherheit gewährleisten

Zeit- oder Leiharbeit hat den schlechten Ruf der Tagelöhnerei abgelegt: Der mittlerweile eigenständige Sektor füllt die Lücken, die die neoliberale Arbeitsmarktpolitik gerissen hat. Alle sozialpolitischen Bemühungen, diese zu schließen, sind bislang wirkungslos geblieben. Die Leiharbeit ist Teil des kapitalistischen Teufelskreises, der die Ware Arbeitskraft wohlfeil anbietet und die Träger dieser Ware sogar noch so weit hofiert, dass sie den Eindruck gewinnen, es ginge ihnen damit besser. Durchbrechen kann man diesen Teufelskreis politisch nur gemeinsam - aber das wird dauern.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.