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Konzerte und Weihnachtsessen in den Knästen
In den Justizvollzugsanstalten soll es für Gefangene an den Feiertagen etwas Abwechslung geben
In Berliner Gefängnissen können sich Häftlinge an den Weihnachtstagen auf Abwechslung und etwas Besonderes freuen. Für die, die mögen, gibt es Gänsekeule, Dominosteine und Orangen.
Aber neben Geflügel mit Rotkohl und Klößen wird auch an vegetarisch lebende Inhaftierte gedacht. Für sie stehe am ersten Feiertag zum Beispiel in der Anstalt Heidering ein Blumenkohl-Käse-Medaillon mit Kräutersauce auf dem Speiseplan, teilte die Senatsverwaltung für Justiz auf Anfrage mit.
In der Vollzugsanstalt für Frauen in Lichtenberg ist kein festes Menü geplant - einige weibliche Gefangenen kochen hier in Gruppen auch selbst.
Zur Qualität der alltäglichen Essensversorgung in Berliner JVAs hatte es vor einigen Monaten eine Debatte auf dem Nachrichtendienst Twitter gegeben, die unter anderem der rbb aufgegriffen hatte. Insassen der JVA Heidering war es gelungen, per Smartphone Fotos von ihrem Essen auf einem Twitteraccount zu veröffentlichen. Damit verbunden war deutliche Kritik: zu wenig, zu kalt, schlechte Qualität.
Derzeit sitzen rund 3700 Gefangene hinter Gittern. Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) weiß, dass auch in Haft Weihnachten gefeiert wird. »Wir nehmen den Menschen nur die Freiheit, nicht ihre Würde«, erklärt Behrendt. Soweit möglich, sagt der Senator, könne es auch eine besinnliche Stimmung geben. Der Grünen-Politiker dankte zugleich den Bediensteten in den Haftanstalten, die an den Feiertagen arbeiten und nicht mit ihren Familien zusammen sein können.
Während der Weihnachtstage sind auch evangelische und katholische Gottesdienste in mehreren Gefängnissen geplant. Im Frauengefängnis wird dazu der Erzbischof Heiner Koch erwartet, in der Anstalt Moabit Bischof Christian Stäblein. Geschmückte Weihnachtsbäume wurden bereits aufgestellt, in den Haftanstalten Tegel und Moabit hängen Adventskränze.
Unterschiedlich geregelt ist aber, ob Gefangene Kerzen im Haftraum haben dürfen oder nicht. In Moabit können Inhaftierte Wachskerzen im Becher vom Weihnachtsgottesdienst mit in den Haftraum nehmen. In Heidering sind nicht einmal LED-Kerzen gestattet - sie böten Versteckmöglichkeiten und müssten alle einzeln versiegelt werden, hieß es in der Justizverwaltung.
An Heiligabend werden die Gefangenen in ihren Hafträumen in Heidering wie an normalen Tagen gegen 21.25 Uhr eingeschlossen. In Tegel beginnt der »Nachtverschluss« um 21.15 Uhr, im Frauengefängnis um 21 Uhr.
Seit dem ersten Advent bieten einige Anstalten auch Konzerte an. In der Kirche der Justizvollzugsanstalt Tegel fanden bereits in der vergangenen Woche klassische Konzerte statt, an denen die Gefangenen teilnehmen können. dpa/nd
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