Aktueller Streik in Frankreich dauert länger als der große Ausstand 1995

Öffentlicher Nah- und Fernverkehr weiterhin stark beeinträchtigt / Gewerkschaftsvorsitzender verteidigt Blockaden

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Paris. In Frankreich haben die Mitarbeiter des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs ihren Streik gegen die geplante Rentenreform fortgesetzt. Der Ausstand sei mit 23 Tagen nun länger als der große Streik im Winter 1995, berichtete der Nachrichtensender BFMTV am Freitag. In der Hauptstadt Paris blieben Metro-Linien und -Stationen erneut komplett geschlossen, wie die Verkehrsbetriebe der Stadt mitteilten. Auch der Verkehr der Staatsbahn SNCF war weiterhin eingeschränkt.

Zwischen November und Dezember 1995 hatten französische Gewerkschaften den öffentlichen Verkehr für 22 Tage lahmgelegt. Der damalige Premierminister Alain Juppé hatte versucht, das Renten- und Sozialversicherungssystem zu reformieren. Die Regierung machte schließlich einen Rückzieher. Im Machtkampf zwischen der aktuellen Regierung unter Staatschef Emmanuel Macron und den Gewerkschaften zeichnet sich derzeit keine rasche Lösung ab. Gespräche soll es erst wieder im Januar geben.

Der CGT-Vorsitzende Philippe Martinez verteidigte am Freitag den Streik beim Besuch eines blockierten Bus-Depots bei Paris, die Streikbewegung sei immer noch »stark« und werde von einer Mehrheit der Franzosen unterstützt. Die Ausstände dauerten bereits 23 Tage an und sind damit die längsten seit dem Winter 1995, als der damalige Präsident Jacques Chirac eine Sozialreform unter dem Druck der Straße kassierte.

CGT-Chef Martinez bekräftigte, die Ausstände würden fortgesetzt, bis die Regierung die Rentenreform zurückziehe. Die Gewerkschaft Force Ouvrière (FO) erklärte, sie wolle nicht nachgeben, bis weitere Zugeständnisse erreicht seien. Die Regierung hält an ihrem Ziel fest, die Pläne am 22. Januar im Kabinett zu verabschieden.

Zugreisende waren auch am 23. Streiktag in Folge am stärksten betroffen. Nach Angaben der französischen Bahngesellschaft SNCF fielen vier von zehn TGV-Schnellzügen aus und sechs von zehn Regionalzügen. Auch der Pariser Nahverkehr blieb stark beeinträchtigt, die meisten Metros verkehrten nicht oder nur auf kleinen Teilstrecken.

Mehrere Bus-Depots wurden von Mitarbeitern blockiert. Im Land werden zudem Raffinerien bestreikt. Die Versorgung von Tankstellen sei derzeit aber nicht gefährdet, betonte Innenminister Christophe Castaner. Von rund 200 Kraftstoff-Depots würden lediglich zwei blockiert, so der Minister. Vorschnelle Hamsterkäufe an Tankstellen seien nicht nötig, so Castaner.

Präsident Emmanuel Macron will das komplizierte französische Rentensystem mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Eintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre. Agenturen/nd

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