Linksfraktion fordert die Vier-Tage-Woche - bei vollem Lohnausgleich

Zimmermann: Möglichkeiten der Digitalisierung und des Produktivitätsfortschritts nutzen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die LINKE im Bundestag spricht sich klar für eine Vier-Tage-Woche aus. »Das ist moderne Arbeitsmarktpolitik und wegweisend, auch für Deutschland«, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin Sabine Zimmermann der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Die Bundesregierung komme aber leider nicht auf solche Ideen. »Die möchte lieber den umgekehrten Weg einer weiteren Ausweitung von Arbeitszeit im Rahmen der Digitalisierung gehen.«

Die Möglichkeiten der Digitalisierung und der Produktivitätsfortschritt müssten stattdessen dafür genutzt werden, »dass die Menschen weniger arbeiten und mehr Lebensqualität haben«, forderte Zimmermann. Die Zeit sei reif für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. »Eine Reduzierung von Arbeitszeit darf nicht für Lohnkürzungen missbraucht werden.«

Hintergrund der Forderung ist eine Äußerung der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin aus dem vergangenen Jahr. Sie hatte Modelle wie eine Vier-Tage-Woche oder einen Sechs-Stunden-Tag als Option ins Spiel gebracht. Die Menschen hätten mehr Zeit mit ihren Familien, ihren Nächsten, ihren Hobbys und anderen Dingen »verdient«, sagte sie. Das könnte der »nächste Schritt« im Arbeitsleben sein.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Mittwoch, es sei »höchste Zeit, dass endlich wieder mehr Schwung in die Debatte zur Vereinbarkeit von Arbeit und Leben« komme. »Wir müssen diskutieren, wie sich Arbeit besser an die Bedürfnisse der Menschen anpassen lässt, statt nur umgekehrt.« Die finnische Idee sei aber nicht auf jede Branche und jede Situation übertragbar.

Ohne Finnland weiterführen
Ines Wallrodt zur neu entflammten Debatte über eine Vier-Tage-Woche

Die FDP sieht generellen Reformbedarf beim Arbeitszeitgesetz, wie der fachpolitische Sprecher der Fraktion, Johannes Vogel, den Funke-Zeitungen sagte. Die bisherigen Regelungen stammten aus dem Jahr 1994. Sinnvoll sei es, sich an der entsprechenden EU-Richtlinie zu orientieren. »Die schreibt in Summe exakt dieselbe wöchentliche Arbeitszeit und Pausenzeiten vor wie das deutsche Recht, aber erlaubt eine freiere Einteilung unter der Woche.«

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände erklärte gegenüber den Zeitungen, wer weniger arbeiten möchte, könne dies bereits heute »im Rahmen umfänglicher und flexibler Teilzeitregelungen« tun. Es wirke aber »realitätsfern, wenn wir in Deutschland über Arbeitszeitverkürzungen per Gesetz nachdenken, obwohl wir einen gravierend anwachsenden Fachkräftemangel haben«. AFP/nd

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