- Kommentare
- Berlin-Kreuzberg
Schaulaufen am Görlitzer Park
Martin Kröger über die Einsätze gegen mögliche Drogenhändler
Soll keiner sagen, dass den Ansagen von Innensenator Andreas Geisel keine Taten folgen. Als neuestes Aktionsfeld hat sich der SPD-Politiker den Görlitzer Park in Kreuzberg auserkoren. Einige besorgte Anwohner hatten sich an Geisel gewandt und ihr Leid über den Drogenhandel geklagt, der im Park und in den angrenzenden Blocks stattfindet. Der bringt Konflikte mit sich: zwischen den mutmaßlichen Händlern und auch mit alteingesessenen kriminellen Strukturen.
Dass Andreas Geisel auf die Klagen aus der Bevölkerung reagiert, kann man dem Innensenator indes schwerlich vorwerfen. Schon eher, dass er wahrscheinlich vor allem deshalb Handlungsfähigkeit demonstriert, um sich politisch zu profilieren. Quasi als SPD-Law-and-Order-Mann, der für den Senat die Mitte gegen die schon beim Stichwort Görlitzer Park schäumende Rechte hält.
Aber lässt sich die ganze Sucht- und Kriminalitätsproblematik mit polizeilichem Aktionismus lösen? Ist es jetzt eine Strategie, den Polizeiaufmarsch, den bereits Geisels Vorgänger Frank Henkel (CDU) endlos zelebrierte, nachzumachen? Wohl kaum.
Zunächst führen die personalintensiven Polizeieinsätze lediglich dazu, dass der Görlitzer Park zum größten Lauftreff der Gegend wird: Zu sehen sind in alle Richtung rennende Menschen mit schreckgeweiteten Augen, die vor den eingesetzten, ebenfalls rennenden Beamten das Weite suchen. Manchmal trifft es dabei auch unbescholtene Kiezbewohner. Doch wenn die Polizisten weg sind, sind die Verkaufsecken blitzschnell wieder besetzt.
Außer einer leichten Verschiebung der Verkaufsareale und den lächerlich geringen beschlagnahmten Verkaufsmengen haben die Einsätze keine Auswirkung. Man fragt sich, wann der Senat endlich eine Strategie entwickelt, inklusive gesundheitspolitischer und präventiver Ansätze? Statt gegen die Kleindealer sollten sich die Ermittlungen der Polizei gegen die Großdealer richten. Sonst bleibt es beim Schaulaufen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.