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Frauentag im deutschen Fußball
Im Oktober will der DFB die Länderspielpause nutzen, um die Fans zu Spielen der Frauen und Mädchen einzuladen
Die Idee kommt aus England. Und die im Deutschen Fußball-Bund (DFB) für Verbände, Vereine und Ligen zuständige Heike Ullrich hat auch kein Problem damit, sich das Vorhaben von der Insel gewissermaßen »geklaut« zu haben: In diesem Jahr soll es auch in Deutschland ein Wochenende geben, an dem Fußballfans in erster Linie bei kickenden Frauen und Mädchen zuschauen sollen. »Wir wünschen uns, sich entweder bei einem Spiel der Frauen-Bundesliga einzufinden oder der achtjährigen Tochter oder Cousine zuzusehen, die noch bei den Jungs mitspielt«, erklärte Ullrich. Auf der nächsten DFB-Präsidiumssitzung im März sollen die entsprechenden Kampagnen bereits abgesegnet werden.
Auserkoren ist der Oktober-Termin 2020 in der Länderspielpause. Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Erst am 31. Oktober 1970 hob der DFB in Travemünde auf seinem Verbandstag das Fußball-Verbot für Frauen unter einigen Auflagen - wie beispielsweise der Einhaltung einer halbjährlichen Winterpause und dem Verzicht auf Stollenschuhe - wieder auf. Seit 1955 war es in Kraft gewesen.
Ein halbes Jahrhundert später ist dem Verband und seinem neuen Präsidenten Fritz Keller sehr daran gelegen, Frauen und Mädchen gleichberechtigt zu behandeln. »Man spürt im DFB, dass es eine Herzensangelegenheit ist«, versicherte Ullrich. »Wir malen das Gesamtbild, wir machen den ganzen Regenschirm auf. Da geht es auch um Haltungsfragen.«
Die 50-Jährige berichtete, dass das »Projekt Zukunft weiblich« anders als bei Männern nicht nur auf den sportlichen Bereich ziele. Es geht auch um mehr Relevanz, Anerkennung und Zuspruch, zumal die deutsche Frauen-Nationalmannschaft 2020 durch die verpasste Olympiateilnahme kein echtes Highlight zu bieten hat. Dafür soll im zweiten Halbjahr ein Länderspiel-Höhepunkt steigen, zuvor das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln (30. Mai) mit dem Slogan »20 000 für 2020« beworben werden, um den noch aus 2011 gütigen Zuschauerrekord (26 282) zu brechen.
Um jeden Besucher kämpft auch die Frauen-Bundesliga in ihrem Alltag. Zwar bedeuten 954 Zuschauer im Schnitt nach 13 Spieltagen eine fast 15-prozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Dennoch sind für die Zukunft andere Zahlen die Messlatte. Nach der ersten Sitzung des neu geschaffenen Ausschusses Frauen-Bundesligen spürt der Vorsitzende Siegfried Dietrich eine »echte Aufbruchsstimmung«. Sein Versprechen: »Es beginnt ein neues Zeitalter des Frauenfußballs.« Wirklich konkrete Maßnahmen kann der 62-Jährige zwar noch nicht benennen, wünscht sich aber nicht zum ersten Mal neue Meilensteine bei Medienarbeit oder Zuschauergewinnung. Zumal, wie der Manager des 1. FFC Frankfurt betonte, »wir ja sehen, was bei großen Vereinen im Ausland passiert.«
Obwohl sein Verein bekanntlich im Sommer unters Dach von Eintracht Frankfurt schlüpft und damit acht von zwölf Frauen-Bundesligisten an Männer-Lizenzvereine angekoppelt sind, möchte Dietrich daraus keine Handlungsempfehlung ableiten. »Ich werde es noch erleben, dass sich alle großen Vereine im Frauenfußball engagieren. Und dazu muss ich keine Fensterscheiben oder Werbezettel einwerfen.« Für die These spricht, dass jüngst die Südtribüne von Borussia Dortmund ein entsprechendes Banner zeigte oder sich das Präsidium des VfB Stuttgart beim DFB erkundigt hat.
Aber auch etablierte Vereine aus der Frauen-Bundesliga sind aufgefordert, mehr zu tun. Die mancherorts vernachlässigte PR-Arbeit soll mit der Auflage zur Beschäftigung hauptamtlicher Pressesprecher ab der Saison 2021/22 begegnet werden, auch Flutlicht wird in absehbarer Zeit verpflichtend vorgeschrieben. Denn immerhin hat die TV-Präsenz durch regelmäßige Übertragungen bei Eurosport und in der ARD-Sportschau zugenommen. Kumuliert mehr als 100 Millionen Zuschauer dürften am Ende der Saison mit der Frauen-Bundesliga in Berührung gekommen sein. Bis zur breiten Verankerung in der Bevölkerung ist es dennoch ein weiter Weg.
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