Kein großer Wurf

Simon Poelchau zur Einigung über die letzten Details bei der Grundrente

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Manchmal ist es schon erstaunlich, wie sich die Große Koalition jahrelang über ein Thema streiten kann, ohne wirklich viel zu bewegen. Denn dass die Grundrente kommen soll, ist schon im Koalitionsvertrag festgehalten. Nachdem nun die letzten Details geklärt wurden, kann man nicht ernsthaft behaupten, dass damit der große sozialpolitische Wurf gelungen ist.

So ist es der SPD bei ihrem Herzensprojekt noch nicht einmal gelungen, sich in Sachen Bedürftigkeitsprüfung gegenüber der Union durchzusetzen. Diese heißt jetzt zwar Einkommensprüfung. Wie irrsinnig und zugleich entwürdigend sie ist, zeigt sich aber an dem Freibetrag, der Anwärtern auf die Grundrente gewährt werden soll: Ein Einkommen von maximal 1250 Euro pro Monat sollen Alleinstehende haben dürfen, ohne dass ihnen das auf ihren Grundrentenzuschlag angerechnet wird. Gleichzeitig wird den Betroffenen nicht wirklich geholfen.

So rechnete der Deutsche Gewerkschaftsbund in seiner Stellungnahme zum Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums nach, dass jemand, der Vollzeit zum gesetzlichen Mindestlohn arbeitet, mit der Grundrente auf einen Anspruch von 930 Euro kommt. Bereits jetzt liegt aber der Schwellenwert für monetäre Armut laut dem Statistischen Bundesamt bei einem verfügbaren Jahreseinkommen von 13 628 Euro für Alleinstehende. Das entspricht einem monatlichen Betrag von rund 1135 Euro. Mit der Grundrente bekommen Rentner vielleicht mehr als die Grundsicherung, dass sie aus der Armut herauskommen, ist aber nicht gesagt. Man muss also leider festhalten: Mit der Grundrente wird die Altersarmut nicht wirklich bekämpft.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -