Hoch zu den Sternen

Armand Duplantis springt Weltrekord mit dem Stab. Es ist erst der zweite nach der Bubka-Ära

  • Christoph Leuchtenberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Nachdem Armand Duplantis in der Geburtsstadt des großen Astronomen Kopernikus zu den Sternen geflogen war, gab es für Schwedens Stabhochsprung-Jahrhunderttalent kein Halten mehr. Wild hüpfte der erst 20 Jahre alte Jungspund mit seinen Freunden aus der Stabspringer-Zunft über die blaue Bahn im polnische Torun, dann fiel er seiner Mutter Helena auf der Tribüne um den Hals - nach der magischen 6,17-m-Weltrekordshow brachen bei »Mondo«, wie ihn jeder nennt, alle Dämme.

»Ich habe von diesem Moment geträumt, seit ich drei Jahre alt war. Seit ich in Windeln im Garten die ersten Sprünge gemacht habe, wollte ich der Beste werden, der jemals gelebt hat«, sagte Duplantis, nachdem er im zweiten Versuch die Bestmarke des Franzosen Renaud Lavillenie von 2014 um einen Zentimeter verbessert hatte: »Ich fühle mich, als ob ich halluziniere, ich schwebe über dem Boden.«

Die »falsche Welt«, in der sich dieser für einen Stabhochspringer eigentlich recht schmächtige Jüngling wähnte, war am Samstagabend verdammt real. Dass Duplantis einmal der König der spektakulärsten Leichtathletikdisziplin werden würde, galt schon länger als ausgemacht. Nun hat er den Machtwechsel vorgezogen, die Thronfolge Lavillenies angetreten, der seinerzeit den großen Sergej Bubka abgelöst hatte.

»Ich wusste seit zwei Jahren, dass er das Potenzial dazu hat«, sagte Lavillenie: »Enttäuscht bin ich nicht. Ich hatte die Ehre, den Rekord so lange zu haben, bis er es eines Tages besser machte.« Auch Bubka, der bei seinem ersten Weltrekord ebenfalls 20 Jahre alt gewesen war und die Bestmarke in 18 Schritten von 5,83 auf 6,15 m geschraubt hatte, gratulierte noch am Samstagabend: »Das war ein fantastischer Job! Spring noch höher!«, twitterte der Ukrainer.

Dass Duplantis, Sohn eines Amerikaners und einer Schwedin, geboren und aufgewachsen in den USA, noch höher springen und in noch unvorstellbare Bereiche vordringen kann, steht außer Frage. Er, der als kleiner Junge mit dem Besenstil durch den elterlichen Grundbesitz sprang und danach so ziemlich jeden Nachwuchsweltrekord brach, überquerte bei seinem Traumflug von Torun die Latte nicht einmal knapp. Schon an diesem Abend wäre da Platz gewesen für 6,18 m, für 6,19 und für 6,20. »Mondo« hat das Zeug, die Stabhochsprung-Welt wie einst Bubka für mehr als ein Jahrzehnt nach Belieben zu beherrschen.

»Ich habe mich sehr früh in den Stabhochsprung verliebt«, sagte Duplantis, für den die Bezeichnung »Wunderkind« wie geschaffen ist. Und früh war er sportlich mit fast allem dran. 2018, noch als 18-Jähriger, wurde er in Berlin im vielleicht besten Stabwettkampf der Geschichte mit 6,05 m Europameister. Spätestens da war klar, dass ihm irgendwann der Weltrekord gehören würde.

Vier Tage vor Torun zeigte Duplantis in Düsseldorf, als er erstmals in der Halle sechs Meter sprang und knapp an 6,17 scheiterte, dass seine Zeit gekommen ist. 2020, das ist seit Samstag absehbar, könnte das Mondo-Jahr werden. »Der Weltrekord war ein ziemlich guter Start in die Olympiasaison«, sagte Duplantis. SID

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