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Nach dem Chaos, vor der Konkurrenz
Bernie Sanders geht als Favorit in die zweite Vorwahl der US-Demokraten in New Hampshire
Noch immer sind Pannen der Vorwahl der US-Demokraten in Iowa nicht restlos aufgearbeitet, nun findet an diesem Dienstag in New Hampshire die nächste Kandidatenvorwahl der beiden großen Parteien statt. Bei den Republikanern steht Trump als sicherer Gewinner fest, bei den Demokraten führte zuletzt Bernie Sanders.
Wahlprognosen sind in New Hampshire immer ungenau. Denn in dem wenig besiedelten, ländlich und von Weißen geprägten Kleinstaat geben unabhängige Wähler - 43 Prozent der Wahlberechtigten sind als solche registriert - den Ton an. Viele von ihnen entscheiden sich erst kurz vor dem Wahlgang, für wen sie stimmen. Priorität für die Stimmabgabe ist bei den meisten jedenfalls, wer Trump als demokratischer Herausforderer bei den Präsidentschaftswahlen im November schlagen kann. Doch an dieser Frage scheiden sich die Geister.
Der wahrscheinliche Gewinner in New Hampshire ist der demokratische Sozialist Bernie Sanders. Schon vor vier Jahren hatte sich hier der Senator aus dem benachbarten Vermont mit großem Abstand gegen Hillary Clinton durchgesetzt. Die jüngste Umfrage in New Hampshire, die am Sonntag veröffentlicht wurde, wies Sanders mit 28 Prozent den ersten Platz zu. Doch nur sieben Prozent trennten ihn von Pete Buttigieg, dem ehemaligen Bürgermeister aus South Bend, der in Iowa mit Sanders gleichauf gelegen hatte und als »Newcomer« die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zog. An dritter Stelle landete der Ex-Vizepräsident Joe Biden mit zwölf Prozent, an vierter die Senatorin aus Massachusetts Elizabeth Warren mit neun Prozent und Amy Klobuchar, Senatorin aus Minnesota, mit sechs Prozent.
Erneut wurde die innere Spaltung der Partei am Freitag bei der jüngsten TV-Debatte der demokratischen Kandidaten deutlich. Der 38-jährige »Newcomer« Buttigieg geriet mehrfach wegen seiner Unerfahrenheit unter Beschuss. Sanders und Warren hielten ihm seine Wahlkampffinanzierung vor, für die Dutzende von Milliardäre sorgen. »Im Unterschied zu dir, Pete«, sagte Sanders, »habe ich nicht vierzig Milliardäre hinter meiner Kampagne, die aus der Pharmabranche, von der Wall Street kommen oder die Interessen des großen Geldes representieren.« Die Menschen zusammenzubringen, wie es Buttigieg fordert, schaffe man nur durch die Vermittlung einer Perspektive, etwa durch einen 15-Dollar-Mindestlohn und eine gesetzliche Krankenversicherung für alle, so Sanders.
Buttigieg spricht sich gegen diese Forderungen aus, auch Biden und Klobuchar halten sie für »zu radikal«. Sanders - und mit Abstrichen Warrens - Forderung nach einem staatlichen Krankenversicherungssystem werde den Demokraten einen wichtigen Teil der Mitte-Wähler abspenstig machen, behaupten die Zentristen. Sie stützen sich dabei nicht nur auf reiche Wahlkampfspender, sondern auch auf die Parteiführung der Demokraten.
Aus den Vorwahlergebnissen in New Hampshire werden sich, wie schon vor einer Woche in Iowa, keine eindeutigen Trends ablesen lassen. Denn die Unterstützung für Sanders bleibt stabil, und das zentristische Anti-Sanders-Lager bleibt auf mehrere untereinander um Einfluss kämpfende Kandidaten aufgeteilt. Ähnliches gilt für die nächste Abstimmung am 22. Februar in Nevada, wo Sanders voraussichtlich erneut gut abschneiden wird, dank vieler Stimmen von Latinos.
Eine Woche darauf werden die Karten voraussichtlich aber neu gemischt. Denn bei den Vorwahlen am 29. Februar in South Carolina, einem mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Bundesstaat, stehen die Zeichen auf einen Wahlsieg von Joe Biden. Er betrachtet den Staat als seine »Brandmauer«. Nach wie vor kann Biden vor allen anderen demokratischen Kandidaten auf die größte Unterstützung von Schwarzen zählen. Sie geht zurück auf Bidens jahrzehntelange Arbeit als Senator und als Vizepräsident des ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama.
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Darauf weisen Sanders-Unterstützer im US-Süden mit Sorge hin. Sie befürchten, dass die Stimmengewinne und die Schubkraft, mit der der demokratische Sozialist aus den ersten Vorwahlen hervorgeht, am »Super Tuesday«, dem 3. März, wenn in mehreren Südstaaten gewählt wird, wieder stark nachlassen könnten. Sanders verfüge dort nur über eine schwache Basis.
Als weiterer Faktor, der Sanders das Leben schwer macht, wird sich der New Yorker Multimilliardär Michael Bloomberg erweisen. Der ehemalige New Yorker Bürgermeister stellt sich erst dann zu den Vorwahlen. Er investierte bereits mehr als 250 Millionen Dollar in Wahlwerbung, alles aus eigener Tasche. Auch Bloomberg ist Zentrist und gilt als unabhängiger Mann der Mitte - ein möglicher starker Gegner von Trump.
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