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Mit Plastikkugeln zur Revolution
Robert Putzbach über das Gerichtsurteil gegen russische Antifaschisten
Die Vermutung liegt nahe, dass an den Angeklagten ein Exempel statuiert werden sollte. Die am Montag in Pensa ergangenen Urteile gegen sieben Antifaschisten fallen extrem hart aus, selbst für russische Verhältnisse. Die Beschuldigten im sogenannten Netzwerk-Prozess werden einen großen Teil ihres Lebens hinter Gittern verbringen. Die vermeintlichen Terroristen sind zwischen 23 und 31 Jahre alt, größtenteils Studenten. Sie eint ihr offenes Bekenntnis zu linken Ideologien und die Leidenschaft für sogenannte Airsoftwaffen, die echten Pistolen ähneln, allerdings mit kleinen Plastikkugeln befüllt werden.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten damit für den bewaffneten Umsturz trainierten. Wann und wo der vermeintliche Terrorakt stattfinden sollte, blieb bei der Gerichtsverhandlung offen. Die Untersuchungen hatte der russische Inlandsgeheimdienst FSB geleitet, der wohl vor allem an einem möglichst abschreckenden Urteil interessiert war.
Auch ein Ex-Geheimdienstler zeigte großes Interesse an dem Fall. Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat sich Wladimir Putin selbst mit dem Fall befasst, um sicherzustellen, dass alles »in Übereinstimmung mit dem Gesetz sei«. Die unter Folter erzwungenen Geständnisse beweisen jedoch weniger den Tatvorwurf als vielmehr eine gelenkte Justiz.
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