Stadt der Zukunft setzt auf Kiefer

In Berlin und Brandenburg vollzieht sich eine Wende zum Einsatz von Holz im Wohnungsbau

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Um Holz als nachhaltiges Baumaterial kommt die Baubranche nicht herum, wenn sie den wachsenden Anforderungen an Klima- und Umweltverträglichkeit des Bauens sowie zunehmender Ressourcenknappheit gerecht werden will. Das wurde am Donnerstag beim 4. Fachdialog »Urbaner Holzbau« auf der Fachmesse Bautec in Berlin mehr als deutlich.

Seit etwa drei Jahren rückt in der Hauptstadtregion Holz als Baumaterial in den Vordergrund. Gerade erst wurde in der Lichtenberger Sewanstraße das dritte im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive in Holzbauweise errichtete Schulgebäude fertiggestellt. Auch bei Kita und Sporthallen setzt der Senat auf Holz. Im privaten Wohnungsbau sind längst erste mehrgeschossige Holzhäuser entstanden. Mitte Januar kündigte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) an, das nach der Schließung des Flughafens Tegel geplante Schuchmacher-Quartier mit 6000 Wohnungen in Holzbauweise zu errichten. Es soll ein Leuchtturmprojekt werden, auf Augenhöhe mit ähnlichen Vorhaben wie etwa in Paris.

Für Brandenburg versprach Umweltminister Axel Vogel (Grüne) eine Holzbauoffensive. Bei einer Fachtagung Ende Januar in Eberswalde kündigte er gemeinsam mit Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) eine Novelle der brandenburgischen Bauordnung und die Entwicklung geeigneter Förderinstrumente für die CO2-Speicherung in Holz an. In Luckenwalde sollen bei der Sanierung eines Gebäudekomplexes erstmals Holzbauelemente eingesetzt werden.

»2019 war für den Holzbau in Berlin schon ein gutes Jahr, und ich glaube, dass 2020 noch ein besseres wird«, erklärte Denny Ohnesorge, Chef des Hauptverbandes der Deutschen Holz᠆industrie vor großem Publikum im Marshall-Haus der Messe Berlin. Ohnesorge, der zugleich Vorsitzender des Landesbeirates Holz Berlin-Brandenburg ist, hält die Pläne für das Schumacher-Quartier, wo die ersten Wohnungen 2022 schlüsselfertig übergeben werden sollen, für realistisch. »Selbst für den großmaßstäblichen Holzbau, der dort stattfinden soll, sind ausreichende Mengen Holz und die notwendigen Baukapazitäten verfügbar«, sagte er zu »nd«. Der jährliche Holzeinschlag in Brandenburg liege bei vier Millionen Kubikmetern, davon seien zwei Millionen Bauholz. Wenn auch die Zahl der Unternehmen in der Region, die entsprechende Mengen an Bauelementen oder komplette Raummodule aus Holz liefern könnten, derzeit noch begrenzt sei, stünden Anbieter etwa aus Süddeutschland oder Österreich bereit, sich auf die EU-weiten Ausschreibungen zu bewerben.

Stefan Tidow (Grüne), Staatssekretär in der Senatsumweltverwaltung, verwies auf den großen CO2-Speichereffekt von Holz und bekräftigte das Berliner Ziel, pro Jahr rund 50 000 Kubikmeter Holz für öffentliche Bauvorhaben einzusetzen. »Diese Menge entspricht einer jährlichen Entlastung um 100 000 Tonnen Klimagas«, so Tidow. Allein 30 Kitas und neun Sporthallen in Holzbauweise seien geplant. Das Ziel sei, den Einsatz von Holz offensiv auszubauen. Dem dient eine im Auftrag der Umweltverwaltung erstellte Marktstudie zur Branchenstruktur im Holzbau mit Handlungsempfehlungen für öffentliche Ausschreibungen. Im Herbst hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erstmals einen Holzbaupreis ausgelobt, der ein großes Echo fand.

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