Grenzfall Griechenland

Katja Herzberg hält die Athener Flüchtlingspolitik für gescheitert

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine rasche Lösung der Probleme auf den Ägäisinseln hatte die konservative griechische Regierung ihren Bürgern versprochen. Doch ein halbes Jahr nach Amtsantritt spiegelt sich in den Protesten auf Lesbos, Samos und Chios das Scheitern der Flüchtlingspolitik von Premier Kyriakos Mitsotakis. Der einzige Hoffnungsschimmer in den Auseinandersetzungen: Der Zorn der Inselbewohner brach sich nicht gegen die Geflüchteten Bahn, die in Europa Schutz oder schlicht ein besseres Leben suchen. Die Proteste gegen die Errichtung neuer Flüchtlingslager richten sich - nicht wie anderswo - vornehmlich gegen staatliche Stellen.

Keine Frage, die Regierung unter Mitsotakis hat es mit mehr Neuankömmlingen zu tun als die vorige unter Alexis Tsipras. Sie muss auch das Versagen bei der Flüchtlingsverteilung auf EU-Ebene ausbaden - so wird Griechenland zum Grenzfall. Doch Mitsotakis’ Regierung ließ zu, dass inzwischen mehr als 40 000 Schutzsuchende in den Camps und Olivenhainen der Inseln ausharren, wo nur Notunterkünfte für 8000 vorgesehen sind. Seine Regierung baut einzig auf Gesetze, die abschrecken und zu mehr Abschiebungen führen sollen, statt Geflüchtete in Größenordnung aufs Festland zu bringen.

Die Rechnung: So unterschiedlich die Motive der Protestierenden sein mögen - auch Rassisten sind unter ihnen -, so einig sind sie nun in ihrer Wut auf die Politik aus Athen, die niemandem hilft. Eine Allianz, die nicht nur Mitsotakis zu denken geben sollte.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.