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Mit der Feuerwehr gegen Corona
DIE STIMME DER VERNUNFT: Leo Fischer sucht nach den besten Methoden, eine Pandemie zu bekämpfen
Angesichts der rasanten Ausbreitung von Covid-19 zeigt sich das politische Deutschland von seiner besten Seite: Noch nie gab es derart viele Hinweise zum Händewaschen, noch nie sah man Bundesgesundheitsminister Spahn häufiger zu einem Thema sprechen, das sein Ressort direkt betrifft. Eine ungewohnte Situation für uns alle!
Die Aufgabe von uns Medien ist in diesem Fall klar: eine Panik vermeiden! Natürlich, ein bisschen Panik braucht es schon, allein schon wegen der erfreulichen Auswirkungen auf den Einzelhandel (»Diesen Vorrat brauchen Sie für zehn Tage Quarantäne«, »Bild«). Nur sollte die Panik nicht so groß werden, dass die Leute ernsthaft das Gesundheitssystem dafür in Anspruch nehmen (»zu Hause bleiben und Arzt anrufen«, »Hamburger Abendblatt«), denn das Gesundheitssystem hat gerade ganz andere Sorgen, unter anderem, wie oft man Einmalartikel wirklich benutzen darf.
Die »Stimme der Vernunft« sagt: Zwei Angstzustände zum Frühstück und eine mittlere Panik zum Mittagessen sind vollkommen ausreichend! Empfindliche und ältere Personen sollten zusätzlich gegen Abend noch einmal eine kleine Existenzkrise einschieben, um den Kreislauf auf Trab zu halten. Ärzte empfehlen, das Virus mit Vorratskäufen zu betäuben. So ist erwiesen, dass der Erreger schon bei 30 bis 40 eingekauften Tüten Kartoffelpüree jedes Interesse an einem potenziellen Wirt verliert. Große Mengen an Instantkaffee, eingelegtem Gemüse und wirren Verschwörungstheorien wirken ebenfalls stark abschreckend: Das Virus meldet sich seltener, ruft nicht mehr an.
Und was tun, wenn ich wirklich Husten kriege? Das deutsche Gesundheitssystem ist nach wie vor exzellent, sagen Experten. Privatisierungen, Einsparungen und Stellenkürzungen haben es derart effizient gemacht, dass viele akut Erkrankte gar nicht mehr den Notarzt rufen, sondern lieber die Feuerwehr, die auch schweren Krankheiten entschlossen mit Bolzenschneider und Spritzpistole zu Leibe rückt.
Bedenken Sie bitte auch: Ansammlungen von Menschen bieten derzeit das größte Risiko für eine Neuinfektion. Und nirgendwo sind diese Ansammlungen größer als in den schon bei normaler Nachrichtenlage vollkommen überlasteten Notaufnahmen der Krankenhäuser. Die »Stimme der Vernunft« rät: Wenn Sie bei sich selbst Verdacht auf Corona haben, sollten sie sich in einen abgedunkelten, wenig belüfteten Raum Ihrer Wohnung begeben, sich dort in einer Ecke zusammenkrümmen und auf die Ankunft von Friedrich Merz warten.
Denn natürlich hat der agile Unternehmensberater auch schon einen Hinweis auf die wahren Verantwortlichen für die Epidemie: Es sind Bodo Ramelow, der alte Kommunist, und seine zu allem entschlossene Gang von Mülltonnenumkippern und Kiffgrasrauchern, die an der Krise Schuld haben! Am Rande eines Heringsessens mit Philipp Amthor erklärte Merz, umgekippte Mülltonnen in Leipzig und Berlin seien hochaggressive Biowaffen, die Täter müssten mit Terroristen gleichgesetzt werden. »Ich würde mich nicht wundern, wenn Corona ursprünglich in einer linken WG in Leipzig-Connewitz entwickelt wurde«, so Merz, schmatzend, mit dem Maul voller Hering.
Merz soll bereits ein Notfallprogramm skizziert haben: Steuererleichterungen für Menschen, die noch nicht erkrankt sind; Hartz-IV-Kürzungen für Infizierte; höhere Gewinne für Klinikkonzerne; tiefe Einschnitte in den OP-Sälen. »Wir müssen das Virus zurück in die Mitte der Gesellschaft holen!« so Merz abschließend. Diesem Appell können sich alle gut und aufrecht Denkenden vorbehaltlos anschließen.
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