Spielabbrüche bei Rassismus gefordert

Der Fall Dietmar Hopp setzt den DFB unter Druck

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Debatte darum, wie mit Anfeindungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp umzugehen ist, vermischt sich mit den vorher begonnenen Diskussionen um Rassismus im deutschen Fußball.

Fans kritisieren, dass es wegen Beleidigungen gegen Hopp in der Bundesliga zu Spielunterbrechungen und Überlegungen zu Spielbeendigungen kommt, nicht aber, wenn Spieler rassistisch beleidigt werden. Die im DFB gültige Drei-Stufen-Regelung der FIFA sieht die Möglichkeit eines Spielabbruchs als letzte Stufe eigentlich für Fälle von Diskriminierung vor. Der Vorwurf der dahinter steckt: wenn ein wohlhabender Fußball-Mäzen von Fans beleidigt wird, hat dies mehr Konsequenzen, als wenn ein Spieler aufgrund seines Aussehens angefeindet wird.

Die Debatte um Rassismus war im vergangenen Monat verstärkt, aber mit weniger öffentlicher Aufmerksamkeit als in der Causa Hopp aufgekommen, seit Anfang Februar Hertha-Spieler Jordan Torunarigha bei einem Spiel gegen Schalke von Fans rassistisch beleidigt worden war. Wütend hatte Torunarigha am Spielfeldrand stehende Wasserflaschen durch die Luft geschleudert, wofür er vom Platz gehen musste.

Der Geschäftsführer des Zweitligisten Fürth, Rachid Azzouzi, sagte den »Nürnberger Nachrichten« am Dienstag: »Es darf aber nicht passieren, dass gestreikt wird, wenn es gegen einen weißen, wohlhabenden Mann geht - und bei einem farbigen Spieler nicht.« Azzouzi kam auf den Vorfall um Torunarigha zu sprechen: »Ich hätte mir gewünscht, dass auf Schalke, als ein Spieler rassistisch beleidigt wurde, genauso durchgegriffen worden wäre wie jetzt in Hoffenheim«, sagte der Manager.

DFB-Präsident Fritz Keller sagte im ZDF-Sportstudio, dass der Drei-Punkte-Plan bei Hassplakaten »jeglicher Art«, bei »Rassismus, Antisemitismus, alles« greife. DFB-Schiedsrichter Deniz Aytekin kann sich vorstellen, ein Spiel wegen rassistischer Vorfälle abzubrechen. »Mich persönlich würde jetzt eine öffentliche Meinung nicht interessieren, wenn ein Spieler rassistisch beleidigt wird und das nicht aufhört und ich breche das Spiel ab«, sagte Aytekin am Montag im Podcast »kicker meets DAZN«.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit, Spieler auf dem Platz sollten ihren Fans deutlich machen, »dass sie weder Beleidigungen noch Rassismus oder Pyrotechnik ignorieren«, sagte Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der GdP.

Auf Regionalebene geschah am Sonntag, was auf Bundesligaebene bislang nur diskutiert wird. Der Trainer des SV Normannia Pfiffligheim brach das Spiel in der rheinland-pfälzischen A-Klasse Alzey-Worms gegen SG Freimersheim/Ilbesheim ab. Wie der SWR berichtete, war ein Spieler mehrmals von Zuschauern wegen seines Aussehens beleidigt worden. »Dieses Wochenende war es für mich an der Zeit Haltung zu zeigen, Haltung in Form des Schützens meines Spielers gegenüber rassistischen Beleidigungen«, schrieb Trainer Markus Hornung aus Pfiffligheim auf Facebook.

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