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Kabul zerfällt
Philip Malzahn über das Armutszeugnis für die afghanische Regierung
Obwohl der Krieg noch nicht vorbei ist, dürfte klar sein: Die Taliban haben gewonnen. Nachdem sie am Verhandlungstisch bei gekühltem Tafelwasser den Abzug aller 13 000 US-amerikanischen Truppen vereinbarten, erteilen sie der Regierung weiter eine Backpfeife nach der nächsten. Zuerst hatten sie sich geweigert, mit der afghanischen »Marionettenregierung« zu verhandeln. Nach dem unterzeichneten Friedensabkommen mit Washington verkündeten sie, den bewaffneten Kampf gegen Kabul fortzuführen.
Das Abkommen mit den USA beinhaltet die Freilassung 5000 inhaftierter Taliban. Das Angebot von Präsident Ghani, erst einmal 1500 Kämpfer freizulassen, wurde von den Taliban abgewiesen. Doch langfristig wird der Regierung keine Wahl bleiben, als jene Bedingungen zu erfüllen, an deren Aushandlung sie sich nicht beteiligen durfte.
Künftig wird sich die Situation kaum verbessern. Während sich die Regierung vielerorts kaum vor einer feindlichen Übernahme verteidigen kann, nimmt in Kabul ein Prozess des inneren Zerfalls seinen Lauf. Derzeit ist nicht klar, wer Präsident ist. Nach der Wahl im September hatten sich der amtierende Aschraf Ghani sowie sein Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah zum Sieger gekürt. Letzte Woche schmissen beide eine Amtseinführungsfeier. Ghani ließ daraufhin Abdullah absetzen; der konterte prompt verbal. Während die Afghanen sich nun fragen dürfen, wem sie eher vertrauen, zeigt sich, wer immer und immer mehr in Kabul den Ton diktiert: die Taliban.
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