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Erste deutsche Großstadt schließt flächendeckend Kitas und Schulen
Halle (Saale) greift angesichts der Covid-19-Epidemie zu drastischen Maßnahmen / Bundespräsident ruft Menschen auf, Alltag zu ändern
Halle (Saale). Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, schließt die Stadt Halle von diesem Freitag an alle Kindertagesstätten und Schulen. Das gelte vorerst bis zum 27. März, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Donnerstag in Halle. Zudem seien alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Auch die Räume der Theater, der Oper und der Orchester GmbH Halle würden geschlossen.
»In der Stadt Halle haben wir aktuell sieben Infektionsfälle. Da die Ermittlung der Kontaktwege nicht mehr sicher und vollumfänglich gewährleistet werden kann, sieht der Stab folgende Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für verhältnismäßig an«, sagte Wiegand.
Der Lehrbetrieb der Universität, der teils auch in den Semesterferien stattfindet, werde ebenfalls von Freitag an eingestellt. Möglicherweise würden die Maßnahmen verlängert, das werde auf Grundlage der aktuellen Lage entschieden. Die Maßnahmen sind laut der Stadt Halle mit dem Bildungsministerium und der Universitätsleitung abgestimmt. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sei unterrichtet worden. Die Maßnahmen seien weitreichend und dienten der Prävention, hieß es.
Sachsen-Anhalt war lange das einzige Bundesland ohne nachgewiesene Sars-CoV-2-Infektion. Die ersten Fälle waren am Dienstag bekanntgeworden. Inzwischen sind weit über ein Dutzend Fälle nachgewiesen.
Bundespräsident sieht Corona als »Probe für gesellschaftlichen Zusammenhalt«
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Umgang mit der Corona-Epidemie als »Probe für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt« bezeichnet. Nach einem Treffen mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, am Donnerstag in Berlin erklärte er: »Das Virus fordert auch jeden Einzelnen von uns.« Gefährdet seien in allererster Linie alte Menschen und chronisch Kranke. »Sie müssen wir schützen. Ihnen müssen wir unsere Solidarität zeigen. Das ist die Aufgabe der Stunde.«
»Nach allem, was wir heute wissen, stehen wir noch am Anfang einer sehr ernstzunehmenden Entwicklung«, betonte er. Die Zahl der Infizierten werde in den nächsten Wochen steigen. Die Dauer dieser Krise sei noch nicht absehbar. »Für den Staat, die Wirtschaft und die Menschen in unserem Land, aber auch für unsere europäischen Nachbarn und weltweit ist das eine ungewöhnliche Herausforderung.«
Steinmeier rief die Menschen in Deutschland auf, den Alltag zu ändern, »nicht allmählich, sondern jetzt«. Er betonte: »Wir müssen verzichten auf Fußballspiele, große Konzerte oder Partys, auf alles, was nicht dringend erforderlich ist, um die Schwachen zu schützen.« Jenen, die die Öffentlichkeit meiden müssten, solle konkret geholfen werden, zum Beispiel mit Einkäufen oder Behördengängen.
»Denn wir müssen Zeit gewinnen. Zeit, damit die Krankenhäuser nicht überlastet werden; Zeit, damit wir Gegenmittel entwickeln«, unterstrich Steinmeier. Die Ausbreitung werde nicht aufgehalten, aber verlangsamt werden können. »Unsere Selbstbeschränkung heute wird morgen Leben retten.« Diese Epidemie sei eine Herausforderung für Deutschland: »Eine Herausforderung, die wir dank unseres gut funktionierenden Gesundheitssystems meistern können und die wir meistern werden.« Agenturen/nd
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