Militärische Ausbildung am Telefon

Corona zwingt auch Bundeswehr auch bei Auslandseinsätzen zu Zurückhaltung

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 3 Min.

»Bis auf wenige Anteile wird die Ausbildung im wesentlichen telefonisch gemacht«, teilte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam auf Anfrage mit. Die Beratertätigkeit erfolge derzeit »ohne menschlichen Kontakt«.

Ob Afghanistan, Irak, Mali oder die Nato-Ostflanke - das Coronavirus beschäftigt die Bundeswehr auch außerhalb von Deutschland. Derzeit habe es erst einen Verdachtsfall gegeben, so der Sprecher. Der Soldat habe bei der Einreise in Kabul Symptome gezeigt und wurde umgehend isoliert und nach Deutschland zurückgeflogen. Die Ergebnisse seines Tests lägen noch nicht vor. Weitere Verdachtsfälle seien nicht bekannt. Generell schicke man Verdachtsfälle umgehend nach Deutschland, um eine Ausbreitung in den Einsatzkontingenten nicht erst stattfinden zu lassen.

Der laufende Kontingentwechsel in Afghanistan verschiebt sich durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. So müssten Soldat*innen ab kommender Woche vor ihrer Ausreise nach Afghanistan zunächst in eine vierzehntägige Quarantäne, die an einem noch nicht benannten Ort in Deutschland stattfinden werde. Maßgeblich dafür seien die Vorschriften des Ziellandes. Für zurückkehrende Soldat*innen verlängert sich derzeit der Einsatz bis zum Eintreffen der Nachfolger*innen.

Auch in anderen Ländern hält man sich nach Angaben der Bundeswehr an die Quarantäne- und Reisebestimmungen und folgt den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Die Ausbildung in Tadschi im Irak sei mittlerweile ausgesetzt. Die Soldat*innen seien zunächst nach Erbil verlegt worden und man reduziere das Kontingent soweit wie möglich, erhalte aber Sanitätsversorgung, Lagersicherung und Logistik aufrecht.

Das Bundeskabinett befasste sich bereits am Mittwoch mit dem deutschen Engagement in Mali. In einem vom Auswärtigen Amt vorgelegten Bericht wird betont, dass Deutschland das afrikanische Land weiterhin »auf dem Weg zu mehr Stabilität und Sicherheit unterstützen« wolle. Dies betreffe auch die humanitäre Hilfe. Außenamtssprecherin Maria Adebahr wies darauf hin, dass es in der Region weiterhin Sicherheitsprobleme gebe. So habe es in den vergangenen Monaten »zunehmend grenzüberschreitende dschihadistische Angriffe« gegeben, die sich sowohl gegen die Zivilbevölkerung als auch gegen staatliche Einrichtungen, Polizei und Militärstützpunkte richteten. Auch für Mali werde es in Kürze Quarantänemaßnahmen vor der Ausreise geben. Die Lage sei »hochdynamisch«, fasste der Sprecher des Einsatzführungskommandos zusammen und ändere sich quasi täglich.

Die »Abschreckungsmission« an der NATO-Ostflanke sei vom Coronavirus derzeit weniger betroffen. Der Kontingentwechsel habe dort bereits im Februar stattgefunden. Da die Soldat*innen überwiegend für sechs, statt der sonst üblichen vier Monate im Einsatz seien, wirke sich Corona derzeit nicht aus.

NATO-Kampftruppen sind zu Ausbildungs- und Übungszwecken im Rahmen der sogenannten »Enhanced Forward Presence«, ähnlich der sogenannten Speerspitze, die als »verstärkte Vornepräsenz« übersetzt wird, in Estland, Lettland, Litauen und Polen tätig. Bereits Anfang dieser Woche war die von den USA geführte Militärübung »Defender 2020« abgesagt worden. 5500 US-Soldat*innen waren dazu bereits angereist. Schiffe mit Kriegsgerät seien noch auf dem Weg nach Deutschland umgelenkt worden, teilte das Militär mit. Ein 39-jähriger Soldat, der an der Defender-Übung teilnahm, steht derzeit unter häuslicher Quarantäne. 46 weitere Soldaten, die Kontakt zu dem Infizierten hatten, sind nach Angaben aus dem Landeskommando Sachsen-Anhalt ebenfalls isoliert worden.

Die strikten Reiseplanungen sowie die Kasernierung der Soldat*innen in den Auslandseinsätzen sorgen dafür, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus frühzeitig erkennen und eindämmen lässt. Innerhalb Deutschlands gelingt das nicht. In der Bundeswehr gab es am Mittwoch neun Corona-Infizierte und 45 »begründete Verdachtsfälle«, wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums gegenüber den »Funke«-Zeitungen erklärte. Mit Agenturen

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