Vor dem Virus sind wir alle gleich ...

... in der Welt trennt uns der Pass, findet Alexander Isele

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Das Jubiläum könnte nicht schlechter fallen: Das grenzkontrollfreie Reisen im Schengenraum feiert am Donnerstag 25. Geburtstag. Doch ausgerechnet zum Vierteljahrhundert sind die Grenzen wieder dicht. So mancher hofft, dass dies so bleibt: Rechtskonservative und revisionistische Kräfte nehmen die Coronakrise zum Anlass, von einem permanenten Zurück zum Nationalstaat zu träumen. Rettungsmaßnahmen sollen nur im eigenen Reich bezahlt werden; Solidarität, auch monetäre, mit den stärker betroffenen Ländern wird verteufelt; »Fremde« sollen draußen bleiben, die Grenzen sollen hochgerüstet werden und vor allem zu bleiben.

Die Einschränkung der eigenen Freiheit erlaubt darüber hinaus aber auch, sich klar zu machen, dass dies für die meisten Menschen der Normalzustand ist. Wer nicht den richtigen Pass hat, ist vom freien Reisen ausgeschlossen. Oft mit tödlichen Folgen, wie der Blick an die EU-Außengrenzen zeigt, wo in den Flüchtlingscamps auch ohne Corona menschenunwürdige Zustände herrschen.

Das Virus könnte ermöglichen, sich verbunden zu fühlen. Denn Corona ist eben kein »chinesisches Virus« und befällt Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen. Da ist Abstand nötig, aber auch Zusammenarbeit. Kein Land kann für sich allein die Coronakrise meistern. Genau so wie kein Land auf Dauer abgeschottet prosperieren kann.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.