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Kalter Putsch in Pristina
In Albanien wurde die Coronakrise benutzt, um den unliebsamen Premierminister Kurti zu beseitigen, findet Roland Zschächner
Nur 51 Tage war der kosovarische Premierminister an der Macht. Albani Kurti hatte sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit den alten Eliten aufzuräumen. Viele junge Leute haben deswegen Hoffnung in ihn gesteckt. Doch Kurti standen nicht nur seine großalbanischen Ambitionen im Weg, die jeden Kompromiss mit Serbien verhinderten. Vor allem die kosovarische Schutzmacht USA war mit dem Premier unzufrieden, der sich öffentlich gegen die Anweisung aus Washington stellte, die Strafzölle auf serbische Produkte zu beseitigen.
Zum Sturz Kurtis wurde die weltweite Coronakrise genutzt. Der Premier hatte sich dagegen gesträubt, den Ausnahmezustand auszurufen. Sein Innenminister Agim Veliu stellte sich gegen ihn - und musste deswegen seinen Posten räumen. Die Regierungskoalition war damit Geschichte, mit Hilfe eines Bündnisses der alten, kriminellen Eliten und der USA.
Die Krise in dem Balkanland ist damit lange nicht beendet. Denn Kurti wird wie in den vergangenen zehn Jahren keine Ruhe geben, um wieder an die Regierung zu kommen. Gleichzeitig erheben nicht nur die USA Anspruch auf den Kosovo. Auch Brüssel und vor allem Berlin wollen mitreden und ihre Interessen durchsetzen - im Zweifel gegen Washington.
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